Lebenslang Lernen macht gesünder, attraktiver und zufriedener.

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Student treppe xs aufstieg karriere foto krockenmitte photocaset49xyb961Wie sich längerer Schulbesuch- und Studium später auszahlen.

Die gegenwärtige Koalitionsstreit, ob man das Betreuungsgeld bar auszahlt oder besser als Gutschein gewährt, berührt im Hintergrund die alte Frage, ob sich Menschen durch Geld dauerhaft zu etwas motivieren lassen.

Auch bei einem anderen Thema, das manche Eltern bewegt, spielt Geld als Anreiz oder Belohnung eine Rolle: beim Schulbesuch. Denn immer noch haben viele Jugendliche „null Bock“ aufs Lernen und besuchen nicht regelmäßig die Schule oder verlassen sie früh.

In New York gibt es dazu ein interessantes Experiment . Dort zahlt eine Stiftung benachteiligten Familien Geld dafür, dass die Kinder die Schule besuchen und Klassenarbeiten bestehen. 25 Dollar erhält eine Familie pro Monat, wenn ihr Kind die Grundschule regelmäßig besucht. 50 Dollar, wenn es dies auf der High School macht.

Auch hierzulande gibt es seit Jahren Versuche und Ideen, wie man gegen anhaltende Schulverweigerung vorgehen soll. Bußgelder und sogar Freiheitsstrafen gegen Eltern oder der zwangsweise Transport der Lernunwilligen per Streifenwagen in die Schule bis hin zum Jugendarrest wurde schon ausprobiert.

Doch anstatt mit Bestechung oder Bestrafung könnte man es auch mit überzeugenden Argumenten versuchen. Der 2009 erschienene Bericht der OECD zeigt hier einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Länge des Schulbesuchs und dem späteren Einkommen.

Der Leiter im Direktorat für Bildung der OECD spricht hier über die zentralen Ergebnisse der Studie:[youtube width=“325″ height=“244″]http://www.youtube.com/watch?v=aMk8-yGTI1U[/youtube]

In einer anderen Studie untersuchen die Autoren Philip Oreopoulos und Kjell G. Salvanes, welche Langzeiteffekte der längere Besuch von Schule und Universität im späteren Leben haben. Und ihre Ergebnisse sind erstaunlich!

  • Wer länger lernt, verdient später mehr.
    Jedes Jahr, das ein Amerikaner länger auf der High School oder dem College verbringt, bringt ihm im Durchschnitt später 7 bis 12 Prozent mehr Gehalt.
    Interessanterweise hängt das nicht mit der darwinistischen Auslese der Besten zusammen. In Studien wurde gezeigt, dass selbst bei eineiigen Zwillingen der besser Gebildete später mehr verdient (!)
    Wenn es Sie interessiert, in welchen Städten, Branchen und Berufen in Deutschland am besten verdient wird, lesen Sie
    hier …
  • Wer länger lernt, wird nicht nur durch mehr Geld belohnt.
    Er bekommt im Schnitt auch einen Arbeitsplatz, der mehr Prestige und Selbständigkeit bietet. Auch bessere Arbeitsbedingungen und Anerkennung winken. Zudem sind Lernwillige später im Job meist zufriedener und werden seltener arbeitslos.
  • Auch privat zahlt sich längeres Lernen aus.
    Den Studien zufolge sind Gebildete gesünder und seltener in psychiatrischer Behandlung.
    Höhere Schulbildung kann
    Alzheimer verhindern.
    Jedes zusätzliche Schuljahr macht sie für die Partnerwahl attraktiver. Sie lassen sich seltener scheiden, kommen seltener mit dem Gesetz in Konflikt und haben Kinder, denen es in den genannten Bereichen auch besser geht.
  • Bessere Bildung wirkt sich auch auf die Gesellschaft positiv aus. Der Ökonom Enrico Moretti verglich Städte mit unterschiedlichem Bildungsniveau und fand heraus, dass ein hoher Anteil von gut Ausgebildeten in einer Stadt nicht nur deren Durchschnittseinkommen positiv beeinflusst, sondern auch das Einkommen aller schlechter ausgebildeten Menschen dieser Stadt (!)

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Ausbildungsstand?

In einer immer vernetzteren Welt sind Wissen und Können zentrale Bestandteile des persönlichen Berufserfolgs. Gesellschaftlich betrachtet sind Fachwissen und Kompetenzen der Berufstätigen die entscheidenden Faktoren für Innovation und Erfolg.

Auch eine zu früh beendete Schulbildung kann unabhängig vom Alter später noch nachgeholt werden. Denn meist ist diese die Voraussetzung für ein entsprechendes Studium und späteren Erfolg.

Das kann ich selbst bestätigen. Mit meiner mittleren Reife machte ich eine Banklehre und probierte danach mehrere Beruf aus. Computer-Operator, Werbetexter, Versicherungsvertreter – ich war für vieles geeignet aber die Tätigkeiten befriedigten mich nie sehr lange.

Dann wollte ich Psychologie studieren, hatte aber kein Abitur. Mit 25 Jahren setzte ich mich nochmal 2 1/2 Jahre auf die Schulbank eines Tageskollegs

übersetzte Caesars Gallischen Krieg und mühte mich mit der Infinitesimalrechnung. Obwohl das damals hart war, zumal ich noch wegen meines Abiturschnitts ein Jahr auf den Studienplatz warten musste, bin ich heute in der Rückschau froh, diese Mühe auf mich genommen zu haben.

Jetzt bin ich 61 Jahre alt und lerne täglich dazu. Heute zum Beispiel wie man einen Bannerrotator einbaut, damit verschiedene Werbeanzeigen abwechselnd gezeigt werden.

Was können wichtige Vorteile des lebenslangen Lernens sein?

  1. Sie beschäftigen sich mit etwas, was Sie wirklich interessiert.Oft ist die erste Berufswahl keine sehr bewusste Entscheidung. Wird sie doch zuweilen von Einflüssen aus dem Umfeld beeinflusst. Mitunter spielen ausgesprochene oder indirekte Erwartungen der Eltern eine Rolle, denen man sich schwer entziehen kann oder gegen die man sich auflehnt.Eine wirkliche erwachsene Berufswahl kann ja darin bestehen, dass man als Arztsohn oder -tochter sich frei für das Medizinstudium entschließt, obwohl es der sehnlichste Wunsch der Eltern war.Auch das Umfeld und die Einflüsse des Freundeskreises und der jeweiligen (Sub)-Kultur, in der man sich bewegt, können wirken.Als Erwachsener hat man sich hoffentlich davon frei gemacht, kennt sich und seine Neigungen auch besser, muss vielleicht niemandem mehr etwas beweisen und kann sich beruflich dem zuwenden, was einem sinnhaft erscheint und Freude verspricht.
  2. Sie erleben sich als ein Teil der Welt, in der Sie leben.Vor der Erfindung des Magnetresonanztomographen war die herrschende Meinung ja, dass im Alter die Gehirnzellen jedes Menschen absterben und dies der Grund ist, warum viele ältere Menschen im Denken und Verhalten starrer werden.Die gute Nachricht: es stimmt nicht! Bis ins hohe Alter bildet Ihr Gehirn täglich neue Nervenzellen.Die schlechte Nachricht: wenn Sie die nicht benutzen, sterben sie tatsächlich ab. Es ist wie mit Ihren Muskeln: „If you don’t use it – you loose it.“Sich etwas Neues anzueignen, ist somit der beste Schutz vor Engstirnigkeit und Langeweile.
  3. Sie investieren in sich selbst und vergrößern Ihre Ressourcen.Durch die Entwicklung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien sind ein Teil der einmal erworbenen Kenntnisse und Qualifikationen veraltet. Diese unaufhaltbaren Veränderungen berühren  nicht nur den Beruf sondern alle Lebensbereiche. Sich diesen veränderten Lebensbedingungen nicht zu widersetzen, sondern flexibel anzupassen ist überlebenswichtig. Es erleichtert die Orientierung in einer immer komplexeren Welt und vergrößert Ihre Fähigkeit, sich in neuen Situationen besser zurechtzufinden.

In meinen Persönlichkeitsseminaren stelle ich manchmal die 5-Millionen-Euro-Frage:

„Angenommen, Sie hätten morgen auf Ihrem Konto fünf Millionen Euro?

Mit anderen Worten: Sie müssten für Ihren Lebensunterhalt nicht mehr sorgen und dürften in Ihrem jetzigen Beruf nicht weiter arbeiten – was würden Sie dann mit Ihrer Zeit tun?“

frau aufstieg karriere studium diplom mba doktorhut foto: bilderbox fotolia.comDie Frage bringt Sie in Kontakt mit Ihren vielleicht verdeckten Neigungen oder verdrängten Wünschen. Impulse und Interessen, die unter dem Diktat des „Ich muß ja Geld verdienen“ vielleicht schon lange vergraben wurden.

Ihre Antworten auf dieses Gedankenexperiment können Ihnen zeigen, wofür Sie sich noch im Leben interessieren. Wenn für Ihr finanzielles Auskommen gesorgt wäre, welche andere Aufgabe oder Tätigkeit wäre dann für Sie so lohnend, befriedigend und sinnstiftend, dass die Sie morgens aus dem Bett holt?

Ich kann die Frage auch anders stellen:

„Was würden Sie im Leben gerne noch tun – angenommen, Sie könnten damit nicht scheitern?“

In meinen Persönlichkeitsseminaren sind es vor allem drei Antworten, die häufig auftauchen. Etliche Menschen wollen etwas studieren, vielleicht sogar noch ein zweites Mal. Andere wollen sich selbständig machen auf einem Gebiet, das wirklich ihre Interessen widerspiegelt. Und eine dritte Gruppe will sich ehrenamtlich engagieren.

Man kann die „neue Unübersichtlichkeit“ des modernen Lebens beklagen. Doch die Vielfalt der heutigen Lebensstile birgt auch enorme Möglichkeiten.

  • Ein bunter Berufsweg mit vielen Kurven muss  heute kein Manko mehr sein.
  • Auch eine kurze Zeit der Arbeitslosigkeit ist kein Makel.
  • Man kann sich in jedem Alter neben- oder hauptberuflich selbständig machen.
  • Frauen können nach der Baby- oder Elternpause wieder in den Beruf einsteigen. Väter können bezahlte Elternzeit in Anspruch nehmen.
  • Eine Fülle von Fort- und Weiterbildungsangeboten hilft, den eigenen Horizont zu erweitern.
  • Per Fernkurs oder Heimstudium kann man sich berufsbegleitend weiterbilden.
  • Die Universitäten registrieren einen immer größeren Zulauf von älteren Menschen, die nach der aktiven Berufsphase etwas studieren wollen.
  • Das Internet mit seinen Möglichkeiten (Websites, Blogs, Twitter, Facebook)
  • Gerade lese ich in der ZEIT Nr. 49 über Menschen, die im Gefängnis ihren Schulabschluß nachholen.
  • Pensionierte Manager engagieren sich als „Wirtschaftspaten“ ehrenamtlich für die Fortbildung junger Selbständiger.

„Der Nachteil der Intelligenz besteht darin, dass man ununterbrochen gezwungen ist, dazuzulernen“, wusste George Bernard Shaw.

kommentar In was bilden Sie sich gerade weiter?

Und was würden Sie gerne noch dazulernen? Schreiben Sie mir.

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–>Fotos: © krockenmitte photocase.com, bilderbox fotolia.com

Auf die Studie wurde ich durch
den Artikel in der FAS vom 15.11.09
„Kind geh doch zur Schule“ aufmerksam.

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.