Warum Mädchen niemals denken sollten, sie wären für Mathematik unbegabt.

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Neurobiologie / Partnerschaft

fotolia_6732654_xs.jpgIhre eigenen Gedanken können einen großen Einfluß auf das Ergebnis Ihres Verhaltens haben. Dieses Phänomen ist als Pygmalion-Effekt bekannt und spielt auch bei der selbsterfüllenden Prophezeiung eine Rolle.

Wenn Sie an eine schwierige Aufgabe mit der Einstellung herangehen „Ui, das schaffe ich bestimmt nicht!“ ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie bei den ersten auftretenden Problemen dazu tendieren aufzugeben. Meist mit den Worten „Hab ich gleich gewusst“.

Geht jemand an dieselbe Aufgabe mit einer optimistischen Haltung „Vielleicht ist es schwierig, aber ich gebe mein Bestes!“ werden die ersten Probleme nicht gleich zu unüberwindlichen Hindernissen, die „beweisen“, dass man es doch nicht kann, sondern können eher als Herausforderung aufgefasst werden.

Ein Beispiel: Viele Frauen denken, dass sie mathematisch unbegabt seien. (Viele Männer denken das natürlich auch – über Frauen). Aber stimmt das jetzt – oder ist es nur ein weitverbreitetes Vorurteil?

Mit Hilfe der Neurobiologie und einem raffinierten Experiment konnten amerikanische Wissenschaftler jetzt zeigen, dass es vor allem das Vorurteil ist, das zu schlechteren Rechenleistungen führt!

Eine Gruppe Frauen wurden vor einem Rechentest mit der „Tatsache“ konfrontiert, dass Frauen in Mathematik weniger begabt seien als Männer. Der Kontrollgruppe gab man nur neutrale Anweisungen. Während des Rechentests lagen die Probandinnen in einem Gehirnscanner, so dass man genau beobachten konnte, welche Gehirnregionen beim Aufgabenlösen aktiviert wurden.

Erwartungsgemäß waren bei der neutralen Gruppe Gehirnregionen (Gyrus angularis) aktiv, die für mathematisches Lernen zuständig sind. Bei den Frauen, denen zuvor weibliche Unbegabtheit für Mathematik verkündet worden war, sah das Gehirnbild ganz anders aus. Hier waren vor allem Gehirnareale (ventraler anteriorer cingulärer Kortex vACC) aktiv, die von Zahlen nichts verstehen. Dieses Gebiet ist für die Verarbeitung sozialer und emotionaler Informationen spezialisiert ist und wird aktiv, wenn wir uns sozial zurückgesetzt fühlen!

Dies gilt nicht nur für Frauen. In einem ähnlichen Experiment zeigte manMännern mit weißer Hautfarbe, die sich vor einem Mathetest als sehr gut einschätzten, Zeitungsartikel, nach denen asiatische Männern viel besser rechnen könnten. Und plötzlich waren auch diese Männer so verunsichert und in ihrer Rechenfähigkeit beeinträchtigt, dass sie bei den anschließenden Rechenaufgaben dramatisch schlechtere Werte zeigten.

Da in unserem täglichen Verhalten ja laufend Bewertungsprozesse und Entscheidungen ablaufen, haben diese Ergebnisse eine enorme Tragweite. Denn sie stellen ja eine bewährte Ursache-Wirkung-Kausalkette auf den Kopf. Jemand rechnet schlechter, nicht weil er es nicht kann, sondern er kann es nicht, weil er denkt, dass er es nicht kann.

Buddha sagte dazu vor 2.500 Jahren:

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Was kann das jetzt konkret für Ihren Alltag bedeuten?

  • Als Führungskraft:
    im Umgang mit Ihren Mitarbeitern – und mit sich selbst.
    Gerade hier spielt die geschlechtsspezifische Brille eine große Rolle. Bei einem Mann wird massives Auftreten gern als Durchsetzungsstärke gesehen, dasselbe Verhalten bei einer Frau schnell als Zickigkeit. Eine einfühlsame Gesprächsführung wird bei einer Frau leichter anerkannt, einem Mann kann ein ähnliches Verhalten nachteilig als „Psychogesäusel“ ausgelegt werden.
  • Als Lehrer, Erzieherin oder Elternteil
    da es nicht möglich ist, zu erkennen, wie die Realität ist, machen wir uns „innere Bilder“. Doch allzuschnell halten wir das Bild, das wir uns von einem Menschen gemacht haben für die Wirklichkeit.
    Ob ein Junge temperamentvoll, aufgeweckt oder spontan gesehen wird oder eher nervig, unruhig oder störend empfunden wird, hat viel mit den kulturellen Landkarten (dem jeweiligen Kontext) und der eigenen Persönlichkeit zu tun.
  • Als Bürger
    Nachdem sich in fast allen Ländern durch die Globalisierung die früher mehr abgegrenzten Völker mehr mischen, stellt das für jeden Einzelnen hohe Anforderungen an seine Bereitschaft, etwas „Fremdes“ zu tolerieren. Diese kontrastiert jedoch mit unserem genetischen Erbe, dem „Fremden“ erst einmal mit Vorsicht zu begegnen.
  • Als Partner
    Also wahrscheinlich sind Männer und Frauen ziemlich verschieden. Doch ob Frauen jetzt wirklich schlechter einparken können, weil sie angeblich weniger schlechter räumlich denken können. Und ob Männer jetzt wirklich schlechter zuhören, weil wir halt eher Macher sind. Nach dieser Untersuchungen kommen mir immer mehr Zweifel.

Was meinen Sie dazu?

Wo haben Sie erlebt, dass man Ihnen sagte, dass Sie etwas nicht könnten – und es hat nicht gestimmt?
Was wollen Sie tun, trauen es sich selbst aber bisher nicht zu, weil hinderliche Gedanken dazwischen kommen?

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Danke für Ihr Interesse.

Quelle: Psychologie heute Mai 2008
Fotos: © Hannes Eichinger – Fotolia.com
Creative Commons License photo
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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

12 Kommentare

  1. maria sagt

    In Spanien sind die Mathematikerin keine Minderheit. Und in allgemein, mädchen gelten als Begabter in fächer wie Physik oder Mathematik. Meines Erachtens sind diese Vorurteile hier ein Fehler in der Deutsche Bildungssystem. Die Fachentscheidung wird zu früh gemacht und Lehrer nehmen sich zu viele freiheiten um zu entscheiden, wer was macht. In Spanien zb sollen alle Kinder die gleiche schülerische Leistungen erwerben, bis sie mindestens 16 jahre alt sind. Kinder brauchen mehr Zeit um ihre interesse zu erwacken oder der richtige Weg für sich zu finden. Eine allgemeine (mehr oder wenniger) gleiche Bildung sollte eigentlich ein MUSS für jedes KInd. Dann koennten selber entscheiden, was sie machen wollen/können

    Ich kenne spanische Wissenschaftlerin die hier sich mit solche unauffellige deutsche „Diskriminierung“ konfrontieren haben: keine grosse Sache, aber dubiose Kommentare werden immer gehört. Was in Spanien, der land der Machos, nicht passiert: Einfach für sie undenkbar.

    Noch was interessant ist auch den Fall von deutsche Arbeiterkinder, der von der Lehrer als nicht fähig für ein Gymnasium betrachten und die Eltern so beraten. Lustig auch wenn die Eltern nicht auf ihm zuhören und das Kind heutzutage im Frankreich in Physik ein Postdoc gewährleistung. Alles ist eine Frage der Motivation und was manche Lehrer sich leisten ist in manche Länder undenkbar. Warum hier doch?

    mfg, maria

  2. susanne sagt

    Mathe war in der Schule eines meiner Lieblingsfächer. Mir ist als Kind nie gesagt worden, dass Mädchen kein Mathe können. Es wäre mir auch nie eingefallen, meine Begabung und mein Interesse an diesem Fach zu verbergen. Leider haben mich meine männlichen Mitschüler mit Eintritt in die Pubertät fertig gemacht. Wenn ich über mathematische Dinge geredet habe, haben sie sich vor Lachen am Boden gewälzt. Vor allem waren das übrigens die Mathenieten, die sich so verhalten haben. Es gab eine Ausnahme. Das war ein Schüler, der selbst sehr gut in Mathe war und viele Pickel hatte und ziemlich schüchtern war. Er hat sich weiterhin mit ausgetauscht, wollte meine Lösung wissen, wenn wir die Schularbeit hinter uns hatten. Mein Fazit: Es sind die dummen Männer, die den Frauen die Intelligenz absprechen wollen. Leider gibt es von denen so viele…

    Interessieren würde mich schon lange das Thema „Schwestern und Brüder und Mathe“. Ich hatte keine Brüder. Ich glaube, dass ich deshalb nie an meinen Mathefähigkeiten gezweifelt habe. Es wäre interessant, zu diesem Thema hier auch mal was zu lesen.

  3. Elisabeth sagt

    Hallo..
    Ich weiß gar nicht ob ich hier so richtig bin um mein Problem darzustellen aber vll kann mir ja jemand helfen.

    Also ich habe echt ein großes Problem..Nämlich mit meinem Denken..
    Ich finde es nämlich einfach total schrecklich dass es so viele Vorurteile gibt.
    Eigentlich war immer ein normal selbstbewusstes Mädchen bis ich diese Zeitschriften wie Emma und so gelesen habe.. Hier in Deutschland geht es uns Frauen ja wirklich gut und wir können ja echt froh sein nicht so sehr unterdrückt zu werden wie zum Beispiel die Frauen in Indien.
    Ich wünschte aber dass ich einige Sachen nicht gelesen hätte, wie zum Beispiel in einem Interview von Joyce Meyer wo sie sagte dass ja viele Leute denken würden eine Frau wäre nicht so gut wie ein Mann.
    Das hat mich echt sehr getroffen. Ich war die ganze Zeit vorher nie auf so einen Gedanken kommen dass andere Menschen so denken könnten oder es tun.
    Das hat mich irgendiwe echt toal runtergezogen obwohl ich ja eigentlch weiß das es nicht so ist und jedes Geschlecht Vor und Nachteile hat, wenn man das überhaupt so nennen kann.. Aber irgendiwe war ich durch diese Aussage ziemlich geschockt und muss jetzt die ganze Zeit drüber nachdenken ob ich denn nicht so gut bin wie ein Junge.
    Ich weiß langsam auch echt nicht mehr ob das jetzt schon total gestört ist, die ganzeZeit darüber nachzudenken aber irgendiwe hat diese aussage total mein selbstbewusstsein in Bezug auf meine weibliche Identität zerstört.
    Ich weß auch nicht mehr ganu in welchem bezug dieser Satz da stand aber das hat diese Frau halt gesagt. Mein Problem ist aber glaub ich auch wirklich solche Dinge die ich lese viel zu ernst zunehmen grade wenn sie mein eigenes Geschlecht betreffen..
    Echt doof..:(:(

  4. Hallo mig,
    Du bist mit Abstand der jüngste Kommentator auf meinem Blog!
    Was Du schreibst, klingt überzeugend. Hoffentlich sind die intelligenten und netten Mädchen in der Überzahl.

  5. Ich besuche eine 8. Klasse eines Gymnasiums und bin ein Junge. Schon hier merkt man, dass meiner Mitschülerinnen eine falsche Einstellung haben.
    Zugegeben, in diesem Alter spielt die Pubertät und all solche Sachen eine entscheidende Rolle, doch trotzdem nervt es mich und ein paar meiner Freunde immer wieder, wie sich die Mädchen so anstellen können. Prinzipiell können sie den Stoff und dies merkt man auch, wenn es wieder Fünfen hagelt (ja, auf einem Gymnasium und nicht mal selten), denn dann sind genau diese Personen wieder extrem aktiv.
    Im Unterricht beschäftigen sie sich generell mit anderen Sachen. Wenn sie dann einmal vom Lehrer rangenommen werden, müssen sie immer diese Show abziehen. Schmollmund, Rumgekasper… egal was, Hauptsache, sie ziehen viel Aufmerksamkeit an, weil sie ja soooo süß und bemitleidenswert dabei sind (Hintergrund ist sicherlich noch das Erhaschen von Informationen durch benachbart sitzende Jungs, die wirklich darauf reinfallen). Anfangs war’s lustig, aber die letzte Zeit nervt es einfach nur noch.

    Es ist einfach das Bild der Gesellschaft von solchen Personen, dass sie zu „verteidigen“ versuchen. „Ich kann ja kein Mathe, bin aber ja ein Mädchen, also vergöttert mich und flüstert mir die Lösungen zu!“.
    Ein Kreis entsteht durch die Jungs, die dem anderen Geschlecht eben genau dieses Klischee vorwerfen, sie können ja kein Mathe.

    Als ich vor 3 Jahren auf die mir vorstehende Zeit in einem Gymnasium aufblickte, dachte ich, sowas würde es nicht mehr geben. Klar, das andere Geschlecht, die Pubertät spielt überall in unserem Alter eine Rolle, aber ich hätte nun mal erwartet, dass es nicht so extrem ist.

    Aber natürlich gibt es auch intelligente und nette (und zwar wirklich nette, nicht übertrieben aufreizende) Mädchen 😉

  6. Genau jene Frage, die Frau Wetzel gestellt hat, ging mir auch durch den Sinn. Die Beispiele, die ich in meinem Beitrag angeführt habe, waren für mich weder Herausforderung noch Trotz, denn dabei hätte ich mich ja immer in Bezug auf die Einschätzung jemandes anderen definiert. Die Zuschreibungen der anderen hatten aber gefühlsmäßig rein gar nichts mit mir zu tun. Ich hab mich bloß über ihre Fehleinschätzungen gewundert.

    Natürlich kenne ich auch Situationen, wo mich Bemerkungen dieser Art sehr wohl verunsichert oder trotzig gemacht oder besonders angespornt haben. Außerdem kenne ich Situationen, wo mir andere wesentlich mehr zugetraut haben als ich mir selbst. Was macht also den Unterschied aus?

    Dort, wo ich selbst nicht den Anflug eines Zweifels an meinen Fähigkeiten hatte, haben mich die Kommentare nicht im geringsten irritiert. Wenn ich Zweifel hege, nützen mir oft auch die Ermutigungen von anderen nicht sehr viel. Sie mögen die Zweifel vielleicht verringern, aber dann ist der Weg immer noch viel steiniger, als wenn gar keine Zweifel da sind. Die meisten meiner Zweifel scheinen sich aber in einer persönlichen Prädisposition zu begründen und weniger darin, was die anderen meinen, das Frauen oder Marsmännchen oder sonstwer angeblich können oder nicht.

    Und ja, liebe Frau Rohr, die Sache mit dem Hammer ist so ein Ding! Wenn ich hämmern will, dann tu ich’s. Und mag’s gar nicht, wenn mir der Hammer gleich aus der Hand gerissen wird, weil mann frau das ja nicht zumuten kann. Wenn ich nicht hämmern will, dann bitte ich jemand andern. Lieber Frauen als Männer. Denn – so meine Erfahrung: Erstens kann man sich mit Frauen leichter etwas ausmachen – sie schnappen sich einfach ihren Werkzeugkoffer und kommen, während Männer erst beweisen müssen, dass sie anderorts unverzichtbar sind. Zweitens lachen Frauen unentwegt beim Heimwerken, während Männer eine Stimmung verbreiten, als ginge es um Tod oder Leben (ich entscheide mich dann meist fürs Leben – mit Provisorium). Drittens bin ich mit den Ergebnissen der Frauen zufriedener – bei männlichen Basteleien gibt’s fast immer irgendeinen Flurschaden zu beklagen, für den mann dann auch noch bedankt werden möchte mit Sätzen wie „Toll, wie du das hingekriegt hast. Hätte ich nie können!“ Da wird’s dann ein bissl eng …

    Was ich kann und fast nie abtrete: autofahren (mit meinem Auto).
    Was ich kann und gerne abtrete: grillen.
    Was ich nicht kann und liebend gern abgebe: kochen.
    Was ich nicht gut kann und nicht gern abgebe: Computerprobleme. Da frag ich immer Männer.

    Ja, so gehts auch zu, draußen in der Welt 😉

    Mit lieben Grüßen
    Ira Mollay

  7. Hallo Frau Wetzel,
    wie man ein Ergebnis interpretiert, hängt von einem selbst ab. Das Ergebnis an sich bedeutet erst mal nichts. Eine Fünf in Mathe bedeutet nichts. Doch natürlich können wir Menschen so nicht leben, wir geben Dingen, Ereignissen, Situationen eine Bedeutung.

    Eine Fünf in Mathematik kann bedeuten, dass der/diejenige zu wenig gelernt hat. Oder dass die Arbeit besonders schwer war. Oder dass der Lehrer nichts taugt. Oder dass der Jugendliche nicht interessiert an Mathe ist usw. Was es wirklich bedeutet, kann man fast nie erschliessen.

    Deshalb ist es wichtig, diese inneren „Landkarten“, anhand derer man die Welt interpretiert, genauer kennenzulernen. Denn diese Landkarten sind dem Betreffenden unbewusst, er glaubt, die Welt wäre so.

    Heute morgen las ich eine Studie, dass Mädchen dazu tendieren, Erfolge in der Schule dem Lehrer oder ddem Fach zuzuschrreiben – und Mißerfolge sich selbst. Das ist eine fatale Landkarte. Statistisch kann man feststellen, dass das eine verbreitete Landkarten beim weiblichen Geschlecht ist. Das einzelne Mädchen wird aber denken „Aber so ist es doch, das denke ich doch nicht nur.“

    Sie vermuten ganz richtig, sich diese unbewusste Mechanismen bewusst zu machen, ist der Weg. Auf meinem Blog gibt es dazu einige Anregungen. Oder hier als Podcast: http://www.abenteuer-persoenlichkeit.de/

    Danke für Ihren Kommentar.

  8. Silke Wetzel sagt

    Zu den Erfahrungen und Reaktionen aus dem ersten Betrag drängen sich mir doch Fragen nach der, wie Sie doch sagen, unbewussten Reaktion auf.

    Was führt nun dazu dass die Eine sagt das schaff ich,… oder halt eben nicht. Sicher spielt die Erziehung und vor allem Erfahrungen eine große Rolle. Aber wieso führen bei der Einen schlechte Erfahrungen zum Versagen und bei der Anderen zur Herausforderung?
    Oder doch noch ein bischen genauer, warum ist es bei der Einen (gesunde) Herausforderung und bei der Anderen Trotz?

    Und dann, was machen wir mit der Erkenntniss das Ganze läuft unbewusst ab? Um etwas zu verändern heißt das ich müßte also mein Unterbewußtsein ändern?

    Also wäre die Richtung sich sein Unbewußtes bewußt zu machen?

    Liebe Grüße,
    Silke Wetzel

  9. Liebe Frau Rohr,

    schöne Beispiele, die Sie da aus Ihrem Leben beschreiben. Der Vorteil von Vorurteilen ist ja, dass sie Komplexität reduzieren. Man braucht sich dann nicht mehr mit dem einzelnen Menschen auseinandersetzen, sondern glaubt schon zu wissen, womit man es zu tun hat.

    Danke für Ihren Kommentar und den Buchtipp!

  10. Eva Rohr sagt

    Ich selbst bin auf ein Mädchengymnasium gegangen. Zusammen mit zwei Freundinnen war ich im Leistungskurs Mathematik und hatte als zusätzliches Wahlfach Informatik belegt. Zu meinem Schrecken „weigerten“ sich die beiden Freundinnen ab der 12. Klasse, die logischen Zusammenhänge in Informatik zu begreifen. Ich hatte schon damals das Gefühl: „weil sie nur bis hierhin durften als Frau und nicht weiter…“ In Mathematik waren sie weiterhin 1er Schülerinnen!!! Das war denke ich ein klassischer Fall von selbsterfüllender Prophezeiung. (Ich selbst stamme aus einer Familie, in der es „normal“ war, dass Männer und Frauen naturwissenschaftlich begabt sind. Für mich perönlich habe ich deshalb nie in Frage gestellt, dass ich gut in Mathe und logischem Denken bin.)

    Zusätzlich wurden wir in dieser Schule in meinen Augen zu weiblichen Duckmäusern und Obrigkeitshörigen erzogen. Wir hatten sogar einen männlichen Lehrer, der es gewagt hat frauenfeindliche Witze vor der ganzen Klasse zu erzählen. Und nur ich war als Einzige der Meinung, dass wir alle gemeinam aufstehen und gehen sollte, die anderen Mädchen fanden das nicht so schlimm…

    Als ich auf dem Pausenhof erzählt habe, dass ich bei meinem alten Polo alleine den Ölwechsel mache, hörte ich als Antwort: „ich kann noch nicht mal den Ölstand messen, so was macht immer mein Vater für mich!“ Was ich nicht weiter schlimm finde, traurig fand ich den Stolz in der Stimme, der deutlich zu hören war, als ob es für ein Mädchen eine Leistung ist, mit dem eigenen Auto NICHT umgehen zu können. Man hat mir übrigens schon häufiger geraten, mich handwerklich dümmer zu stellen (ich schraube selbst übermannshohe Schränke von Ikea alleine zusammen…), damit sich die Männer neben mir nicht so klein fühlen. Diese Vorschläge kamen übrigens immer nur von Männern…

    Zum Thema Vorurteile habe ich eine wirklich gute Buchempfehlung: „Kleine Einführung in das SchubladenDenken“ von Jens Förster erschienen im DVA (Deutsche Verlags-Anstalt München).

    Viel Spaß beim Lesen!

    Eva Rohr

  11. Hallo Frau Mollay,

    danke für Ihre persönlichen Erfahrungen, die ja nun – zum Glück – beweisen, dass es auch anders geht.

    Auch wenn die in meinem Beitrag beschriebenen Mechanismen offensichtlich bei vielen Menschen greifen, ist man nicht hilflos ausgeliefert. Zum Manipulieren gehören immer zwei. Es kommt eben darauf an, wie man mit einer Zuschreibung „Das können Sie nicht!“ umgeht. Nimmt man es als wahres Urteil oder stachelt es einen erst recht an nach der Devise „Dir werd‘ ich’s zeigen!“.

    Das Experiment zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass die Reaktion darauf im Wesentlichen unbewusst ist.

  12. Zu Ihrer Frage hab ich zwei nette Erfahrungen:

    Als ich zwölf Jahre alt war, kam ein neuer Englischlehrer in die Klasse und sagte – mit Blick direkt in meine Augen – dass er jetzt schon wüsste, wer die Matura nicht schaffen würde. Während der ersten Stunde wiederholte er das noch ein paar Mal, immer mit Blick direkt auf mich. Ich hab mich im Stillen über seine schlechte Menschenkenntnis gewundert und bin sehr gelassen geblieben. Nach der ersten Schularbeit hat er mich dann gesiezt und mit Samthandschuhen angefasst 😉

    Kurz vor meiner Fahrprüfung haben mir meine Eltern ganz liebevoll und wohlmeinend mitgeteilt, dass ich mir nichts drausmachen sollte, wenn ich den Führerschein nicht schaffe. Meine Qualitäten würden halt woanders liegen als im Lebenspraktischen. Sie würden mir eines dieser entenhausenmäßigen „Autos“ mit drei Rädern kaufen, für die man keinen Führerschein braucht, da es eigentlich Mopeds sind. Ich hab mich wieder mal gewundert, wie sie auf sowas kamen und hab sie – tief drinnen – in diesem Punkt für nicht ganz zurechnungsfähig gehalten 🙂 Zur Matura, die ich trotz Englischlehrer mit Leichtigkeit bestanden habe, gabs dann von meinen Eltern als Geschenk einen ururalten rostigen VW-Käfer – ja, ich hatte auch die Fahrprüfung bestanden. Den Käfer „zum Z’sammhauen“ – die Erwartung war, dass er die ersten Einparkversuche nicht überlebt. Ich bin dann 13 Jahre damit gefahren, ohne irgendwelche Flurschäden anzurichten 😉

    Zum Thema Führungskräfte kann ich in diesem Zusammehang ein interessantes Buch empfehlen: Jean-Francois Manzoni und Jean-Louis Barsoux, Das Versager-Syndrom – Wie
    Chefs ihre Mitarbeiter ausbremsen und wie es besser geht, Hanser-Verlag. Das Buch beschreibt eindrucksvoll, wie Chefs mit ganz unbewussten Maßnahmen und Verhaltensweisen Mitarbeiter zu Gewinnern oder Versagern machen, indem sie aufgrund ihrer eigenen Erwartungshaltung einen Verstärkungseffekt mit ihren Interventionen auslösen, der tatsächlich die Qualität der geleisteten Arbeit verändert.

    Mit Frühlingsgrüßen aus Wien
    Ira Mollay

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