Lebenskunst – oder: Wie meistern Sie Ihr Leben?

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Persönlichkeit

Betrachte dein Leben als Kunstwerk und du bestimmst die Farben.

Die Anregung zu diesem Artikel stammt von Claudia Klinger, die auf Ihrem Blog zu diesem Thema ein interessantes Blogprojekt gestartet hat. Schauen Sie mal rein, was Sie und viele andere bereits dazu geschrieben haben.

Wie habe ich mein Leben gemeistert? Ich schreibe das in Vergangenheitsform, weil ich in ein paar Wochen sechzig Jahre alt werde. Dann habe ich Anrecht auf den Seniorenpass der Stadt Heidelberg. Damit kann ich dann verbilligt in den Zoo gehen und ähnliche Erleichterungen. Entsprechend der drohenden Zäsur lese ich auch seit Anfang des Jahres die „Apotheken-Umschau“ und höre SWR1.

Da ist es eine gute Gelegenheit, mir darüber Gedanken zu machen, was eigentlich dazu gehörte, mein Leben zu meistern.

Es sind sieben Lebensmaximen, die ich erprobtermaßen weitergeben kann.

  1. Mach Dein Ding.
    Neben der Liebe ist meiner Meinung nach eine berufliche Aufgabe, die einen erfüllt, das Wichtigste. Der Beruf soll eben nicht nur Geld einbringen. Wie findet man die?
    Wert meine Biographie kennt, weiß,dass ich die auch nicht auf Anhieb gefunden habe. Sich nicht entmutigen oder bestechen zu lassen, sondern ehrlich zu sich zu sein, ist dabei nützlich.
    Eine gute Frage, um der gewünschten „Berufung“ näher zu kommen: „Was würdest du tun, wenn für Deinen Lebensunterhalt gesorgt wäre?“
  2. Erkenne Dein Lebensdrehbuch.
    Aus der Transaktionsanalyse stammt der Begriff des „Skripts“. Also eine Art unbewusstes Lebensdrehbuch, das durch die Sozialisation und vor allem durch Beziehungserfahrungen in der Herkunftsfamilie geschrieben wird. Die meisten Menschen wissen viel zu wenig über die Einflüsse der ersten zehn Jahre auf das ganze spätere Leben. Mich hat das immer sehr interessiert und ich habe letztlich ja auch meinen Beruf daraus gemacht. Die Aufforderung im Apollontempel in Delphi „Erkenne dich selbst!“ halte  ich für wesentlich, wenn man verstehen will, wer man ist und wie man handelt.
  3. Lerne von Frauen.
    Das gilt natürlich nur für Männer. Okay, von Männern kann man lernen, wie man auf den Mond fliegt und wie man ins Guinness-Buch der Rekorde kommt Aber nur von Frauen können wir lernen, wie Beziehungen funktionieren.
    Das fängt ja schon ganz früh an. Jungen-Spiele drehen sich um’s Gewinnen, darum auf welchem Platz der Hierarchie man steht. „Ich bin der Stärkste, zweitschnellste …“ Mädchen-Spiele gehen um Beziehungen, sie spielen Vater, Mutter, Kind. Stundenlang. Kommt da ein Junge dazu und fragt, wann das Spiel zu Ende ist, gucken ihn die Mädchen nur verständnislos an. Und der Junge versteht nicht, wie man stundenlang etwas spielen kann, wo am Ende kein Sieger feststeht.
    Deswegen besuchen männliche Führungskräfte Seminare über Kommunikation und Teamentwicklung. (immerhin, besser als nichts.) Aber den Vorsprung, den Frauen im Beziehungsgestalten meist haben, holen wir Männer nie auf. Aber wir können von Frauen lernen. Zum Beispiel: Fragen stellen, Gefühle beachten, von sich sprechen usw.
  4. Finde heraus, was Dir wirklich wichtig ist.
    Das moderne Leben hält jede Menge Ablenkung und Überflüssiges bereit. Man nehme nur einmal das Fernsehprogramm eines normalen Wochentags, um zu sehen, womit man sich alles beschäftigen könnte. Hinzu kommt das Internet mit seinen unendlichen Informationsquellen.
    Wie findet man heraus, was einem wirklich ist? In meiner buddhistischen Lehrzeit gab es die Aufgabe, sich eine Nacht auf einem Friedhof aufzuhalten und über den Tod zu meditieren. Der Sinn dabei ist, sich der Begrenztheit des Lebens bewusst zu werden. Denn nur durch die Begrenztheit kann man entscheiden. Glaubt man an die Grenzenlosigkeit, scheint alles immer noch erlebbar – und dadurch aufschiebbar. John Lennon formulierte das so: „Leben ist das, was passiert, während du andere Pläne machst.“
  5. Suche nicht nach der Wahrheit.
    Ich finde es mitunter schwer zu verkraften, dass wir die Wirklichkeit nicht erkennen können. So viele Lehren, ob philosophischer, religiöser oder politischer Natur versprechen, zu erklären und zu begründen, wie „etwas“ ist. Und doch muss man, wenn man genauer nachfragt und nachdenkt: Es gibt niemanden, der die Wahrheit kennt. Jeder muss sich auf den Weg machen und seinen eigenen Weg finden.
    Hilfreich fand ich den Ansatz des Konstruktivismus, nach dem jeder  sich sein Bild von der Welt macht ohne den Anspruch zu haben, es gleich zu allgemeingültigen Wahrheit zu erheben. Sie essen gern vegetarisch? Sie plädieren für Sex nach der Ehe? Statt auf dem Jakobsweg wandern Sie lieber im Harz?
    Prima, tun Sie’s – aber machen Sie nicht gleich eine Weltanschauung daraus.
    Ich weiß, dass es schwierig ist, auf die Unterscheidung zwischen „gut“ und „böse“ zu verzichten, aber ich glaube, dass derlei Unterscheidungen sehr menschlich – und nicht „wahr“ – sind und immer vom jeweiligen historischen und gesellschaftlichen und persönlichen Kontext abhängen.
    Gleichzeitig muss man dauernd einen Standpunkt einnehmen und sich entscheiden. Natürlich ist es dann leichter, wenn man einer Gruppierung angehört, einer Partei, der Gewerkschaft, einer Religion oder sonst einer festen Gruppierung. Da gibt es die entsprechende Weltsicht immer gratis und man muss nicht selbst dafür sorgen.
  6. Betrachte Dein Leben als Dein Kunstwerk.
    Die eigene Einstellung, was das Leben eigentlich ist, entscheidet über die Qualität. Für viele Menschen ist das Leben ein Kampf. Für andere eine nicht enden wollende Sammlung von To-Do-Listen. Für manche ein Rätsel mit vielen Gleichungen, das man lösen muss.
    Da wir aber – meiner Ansicht nach – nie wissen können, was und wie das Leben „wirklich“ ist, kann man sich auch gleich seine eigene Einstellung wählen.
    Das Leben als Kunstwerk zu betrachten, ermöglicht es, sich als Gestalter des eigenen Lebens zu fühlen. Und in Abständen – wie bei einem selbst gemalten Bild – ein paar Schritte zurückzutreten und es zu betrachten. Und dann entdeckt man vielleicht, dass eine  dunkle Farben zu viel Raum einnimmt. Dass bestimmte Konturen nicht klar genug heraus kommen oder dass in der Mitte etwas fehlt. Und dann kann man das verändern – wie bei einem Bild.
  7. Das Leben trägt Dich.
    Ich fand es immer hilfreich, Visionen und Träume für mein Leben zu haben und diese zu realisieren suchen. Aber natürlich gibt es auch immer Rück- und Fehlschläge, Niederlagen und Krisen, gesundheitliche und finanzielle Probleme.
    Um mit den jeweiligen Ängsten und Katatrophenphantasien besser umzugehen, hat mir dabei die Maxime Nr.6 geholfen. Manchmal muss man als Mensch sich anvertrauen, weil die eigenen Kräfte versagen oder man einfach nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Es geht aber weiter. Oder wieder Wissenschaftler in Jurrasic Park sagte: „Das Leben findet immer einen Weg.“

Nachtrag (10.10.08): Eine beeindruckende Ausstellung gibt es derzeit in der Heiliggeistkirche in Heidelberg: „LEBENSKUNST STERBEN“. Eine Fotografin hat auf Palliativstationen Sterbende porträtiert. Berührend.

Und wie meistern Sie Ihr Leben?

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Foto: © James Steidl – Fotolia.com

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.