Die Bilder in Ihrem Gehirn entscheiden, was für ein Leben Sie führen.

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Neurobiologie / Psychologie

In diesem Blog geht es immer wieder darum, dass wir die Welt nicht direkt erkennen können. Statt dessen machen wir uns Bilder von dem, was wir in der Welt wahrnehmen. Anders ausgedrückt: Sie nehmen die Welt nicht passiv wahr wie eine Photokamera, die das abbildet, was vor der Linse ist. Sondern wir nehmen aktiv wahr. Wir konstruieren unsere Realität.

In seinem Vortrag auf dem Symposium, das ich vor zwei Wochen besuchte, sprach Prof. Gerald Hüther über diese „Macht der inneren Bilder“. Ein wichtiger Meilenstein dabei war die Entdeckung der Spiegelneuronen, die eher zufällig erfolgte. Per EEG untersuchte man die Gehirnaktivität eines Affen, der gerade eine Banane schälte, und filmte ihn dabei. Ein zweiter Versuchsaffe war auch schon mit dem EEG verbunden und sah zufällig das Video des ersten Affen, auf dem dieser seine Banane schälte. Ein Wissenschaftler schaute „zufällig“ auf die EEG-Ableitung des zweiten Affen und war völlig überrascht, als er bei diesem dieselbe Gehirnaktivität feststellen konnte.

Das heißt: für das Gehirn ist es fast das Gleiche, ob wir eine Handlung ausführen oder jemanden dabei beobachten bzw. uns diese Handlung vorstellen. Diese Eigenschaft der Spiegelneuronen hat nun weitreichende Konsequenzen:

  • Sie ermöglichen uns Empathie.
    Sie sehen im Fernsehen hungernde Kinder in Afrika oder eine Frau aus Birma, die ihre gesamte Familie durch den Wirbelsturm verloren hat. Oder Ihre Tochter hat Liebeskummer. Oder Ihr Partner berichtet über seinen Ärger im Büro. Jedes Mal, wenn Ihnen das Schicksal eines anderen Menschen nahegeht oder Sie auch nachfühlen können, was dieser empfindet, sind Ihre Spiegelneuronen aktiviert. Sie können die Gefühle des anderen nur nachfühlen, weil in Ihrem Gehirn diesselbe Areale in diesem Moment aktiviert werden.
  • Sie ermöglichen uns, unser Verhalten zu formen.
    Fast alle erfolgreichen Sportler arbeiten mit „mentalem Training“. Der Skispringer stellt sich im Geist vor, wie er im Moment des Absprungs vom Schanzentisch sich nach vorne wirft. Ein Golfspieler visualisiert die Körperbewegung beim Schlag sowie die Flugbahn des Balls. Der Tennisspieler verinnerlicht viele Male den komplizierten Bewegungsablauf beim Aufschlag, um es sich besser einzuprägen und zu optimieren.

In derselben Weise ist es möglich, eigene Verhaltensweisen zu verändern. In der Verhaltenstherapie üben Klienten, ihre Ängste (vor Aufzügen, vor Hunden, vor Spinnen etc.) durch Entspannung und ein sicheres Auftreten in der Phantasie zu überwinden. Ein Autor prüft im Geist, wie stimmig ein möglicher Handlungsverlauf ist. Ein Architekt visualisiert im frühen Entwurfsstadium bestimmte Alternativen.

Fasst man diese Erkenntnisse zusammen, wird deutlich, warum Ziele in unserem Leben so wichtig sind. Sie wirken wie unbewusste Programmierungen, die auf unser Denken und Verhalten enormen Einfluss haben.

Aber auch Ihr Selbstbild – also Ihre inneren Bilder, wie Sie sich sehen – bestimmt, was Sie sich zutrauen und was nicht. Angenommen, Sie haben von isch das Bild, dass Sie wenig Ausdauer haben (weil Sie das in Ihrem Leben öfters gehört oder sich selbst gesagt haben), dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bei einer anstrengenden Tätigkeit (Joggen, Wohnung aufräumen, Steuererklärung machen) schnell aufgeben, weil es Ihnen Ihr Selbstbild nahelegt.

Dasselbe kann man bei Komplimenten erleben. Wenn Sie jemandem gegenüber eine anerkennende Bemerkung machen („Du siehst gut aus!“ oder „Das hast du gut gemacht!“) kommt es auf das Selbstbild des Betreffenden an. Steht es im Gegensatz zu der gehörten Bemerkung, hört man oft eine skeptische Antwort: „Ja, meinst du wirklich?“ oder „Ach, das war doch nichts Besonderes.“

Wie erkennt man nun wichtige innere Bilder bei sich?

Dazu habe ich einen kleinen Fragebogen konzipiert, der in ähnlicher Art in Wochenzeitungen oder Magazinen bekannten Persönlichkeiten vorgelegt wird. Doch bei diesem Fragebogen geht es nicht darum, originelle Anworten zu geben. Sondern mehr darum, dass Sie sich selbst über bestimmte „Bilder“ in Ihrem Gehirn bewusster werden können.

Fragebogen: ICH UND MEINE INNEREN BILDER

Lesen Sie einfach die folgenden zwölf Fragen und beobachten Sie möglichst achtsam, welche inneren Bilder dazu bei Ihnen auftauchen.

  1. Nie mehr verzichten möchte ich auf …, weil …
  2. Als junger Mensch wollte ich … weil ich dachte …
  3. Auf mein Leben schauend bin ich am meisten stolz darauf … denn dadurch …
  4. Mit 5 Millionen Euro würde ich … und verspreche mir davon …
  5. Die wichtigste Erfindung der letzten zwanzig Jahre war für mich …
    denn erst dadurch konnte ich …
  6. Am meisten in meinem Leben bereue ich … weil ich glaube …
  7. Ich hätte nie gedacht, dass ich …
  8. In meinem Leben ist zuviel … und zuwenig …
  9. Meine größte Angst ist … weil ich
  10. In meinem Job bin ich gut, weil ich …
  11. Liebenswert bin ich vor allem weil ich …
  12. Im nächsten halben Jahr werde ich …

Kopieren Sie sich die Fragen aus diesem Artikel und fügen Sie sie in Ihr Schreibprogramm (WORD o.ä.) ein und beantworten Sie die Fragen schriftlich. Die Schriftform ist wichtig, weil Sie da genauer formulieren werden.

Überlegen Sie bei jeder Frage auch, warum Sie sie so beantworten und schreiben Sie den Grund zu Ihrer Antwort.

Wenn Sie mutig sind (schließlich heißt dieses Blog „Vorsicht: Persönlichkeitsentwicklung!“) können Sie die kopierten Fragen und Ihre Antworten auch hier als Kommentar schreiben. Das würde mich – und natürlich andere Leser – interessieren.

Und was hat das jetzt mit „inneren Bildern“ zu tun?

Nun, was wir im Leben anstreben oder zu vermeiden suchen, hat natürlich mit Erfahrungen zu tun, die wir selbst gemacht haben oder bei anderen beobachtet haben. Diese Erfahrungen sind als innere Repräsentationen abgespeichert. Sie wirken auf unser inneres Belohnungszentrum im Gehirn, dann versuchen wir, sie zu erreichen. Oder sie wirken auf unser „Bestrafungszentrum“, dann haben wir damit Schmerz oder Unlust verknüpft und versuchen, diese Erfahrungen tunlichst zu vermeiden.

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Fotos:Creative Commons License photo credit: Nick Haskins, SuperFantastic


Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.