Zwiegespräche – besser als Wohngemeinschaft, Viagra oder Scheidungsanwalt.

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zwiegespräche

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Warum Zwiegespräche für jedes Paar wichtig sind.

In meiner Arbeit in Seminaren und Coachings, wo es meist um berufliche Themen geht, stoße ich häufig auf Probleme im Privatleben.

Sei es dass ein Paar ständig streitet, und der Mann deswegen lieber dringende Überstunden im Büro ableistet.

Oder dass seit der Geburt der Kinder die ganze Fürsorge deren Wohl gewidmet ist, und als Folge eines eingeschlafenen Sexuallebens das Paar mehr einer Wohngemeinschaft ähnelt. Und Mami und Papi ihre ganze Leidenschaft ökologischen oder schulischen Fragen widmen – anstatt die selbe Energie der Paarbeziehung zuzuführen.

Klassisch ist auch der erfolgreiche Manager 40+ mit Zweitwagen, Zweitwohnung und heimlicher Zweitfrau.

Frage ich diese Menschen nach ihrer Erklärung für diese Entwicklung, kommen meist die üblichen Antworten (auseinander gelebt, zu wenig Gemeinsamkeiten, stressiger Job). Bei denen, die das Nebeneinanderher-Leben bedauern und noch eine Portion Verbundenheit, Interesse oder Liebe da ist, empfehle ich, Zwiegespräche zu führen.

Da dabei immer wieder Unklarheiten auftauchen, will ich dazu in diesem Beitrag die wesentlichen Fragen beantworten.

 

Wann sind Zwiegespräche sinnvoll?

Geht es Ihnen in Ihrer Partnerschaft auch so wie in diesem Video?
Der eine will über was reden, der andere will nur seine Ruhe.

Zwiegespräche sind etwas ganz anderes als „normale“ Gespräche. Sie brauchen Zeit, haben eine feste Struktur und sind vor allem in diesen Fällen sinnvoll:

  • Wenn Sie als Paar sich immer wieder in fruchtlose Machtkämpfe verstricken.
    Sie kennen schon die Argumente des anderen – und sie wissen auch schon, was Sie sagen werden.
  • Wenn Sie zu einem Thema unterschiedliche Auffassungen haben und eine gemeinsame Entscheidung brauchen.
    (Urlaubsziel, Finanzen, Kindererziehung etc.)
  • Wenn Sie Ihre Beziehung vertiefen wollen.
    Wenn Ihre Kommunikation hauptsächlich der Alltagsorganisation dient und Sie gar nicht mehr wissen, was den anderen beschäftigt.
  • Wenn Sie sich in der Beziehung v.a. als Rollenträger/in fühlen und selten als Mensch fühlen.
    Rollen wie Ernährer, Mädchen für alles, Sündenbock für alles, Dienstbotin etc.
  • Wenn Sie sich nicht trauen, konflikthafte Themen anzusprechen.
    Konflikte sind normal. Bei einer schlechten Streitkultur werden notwendige Auseinandersetzungen aber eher gemieden, weil zumindest ein Partner glaubt, dass er ohnehin die schlechteren Karten hat.
  • Wenn Sie Leichtigkeit, Lust und Spaß in der Beziehung vermissen.
    Nehmen die Pflichten überhand, wird das Leben mit der Zeit freudlos und langweilig. Das Beziehungsmodell „Wohngemeinschaft“ zur Kinderaufzucht und Hypothekentilgung ist zwar über lange Zeit oft erstaunlich stabil – solange nicht einer außerhalb der Ehe entdeckt, dass er zu lange nur funktioniert hat und plötzlich lebendig wird.
  • Wenn sexuelle Lustlosigkeit sich über lange Zeit hinzieht.
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    Ich glaube nicht, dass der Grund dafür in unserer übersexualisierten Welt liegt oder dass die Medien schuld sind oder dass es die emanzipierten Frauen, die uns Männer unter Druck setzen …Vielmehr betrachte ich nicht-organisch bedingte Impotenz oder weibliche Lustlosigkeit meist nicht als das eigentliche Problem. Sondern für eine kreative – unbewusste – Lösung für einen Konflikt.
    Statt einem Nicht-Können ein Nicht-Mehr-Wollen.
    Also ein nicht angekündigter Streik. Und Streik ist die Waffe derer, die sich hilfloser fühlen (nicht sind). Deswegen sind Viagra und Co. auch nur ein Mittel, damit „er“ (man) wieder funktioniert. Konkreter: Impotenz ist kein Viagra-Mangel auch wenn es hilft. So wie ja auch Kopfweh keinen Aspirinmangel anzeigt, auch wenn eine Tablette oft hilft.
    Mit Zwiegesprächen kann man nach einer Weile an den wahren Streikgrund rühren. Doch das braucht länger.

  • Wenn sich das gemeinsame Leben deutlich ändert.
    Phasenübergänge sind immer kritische Zeiten. Das erste Kind, Krankheiten, Umzüge, älter werden, Auszug der Kinder, Pensionsgrenze. Wenn man nicht mehr weiter machen wie bisher, hilft es, miteinander über das Erlebte zu sprechen.

Wer kann Zwiegespräche führen?

In diesem Beitrag richte ich mich vor allem an Paare. Doch die Methode ist nicht auf Mann und Frau beschränkt. Ich habe Zwiegespräche schon in ganz unterschiedlichen Situationen empfohlen. Zum Beispiel für:

  • Erwachsene mit den eigenen Eltern oder auch Schwiegereltern.
    Gerade in dieser Beziehung spielen ja oft die Themen Abgrenzung, Einmischen, Loslassen u.a. eine große Rolle, die schnell zu Grundsatzfragen aufgebauscht werden („In meiner Generation„, „Früher galt …“ „Wir meinen es nur gut“). Muss von jedem die andere Meinung vor allem abgewehrt werden, bleibt das gegenseitige Verständnis, warum der andere so handelt, auf der Strecke.
  • Eltern mit heranwachsenden Kindern.
    Die Pubertät ist v.a. eine Zeit, wo unterschiedlichen Werte, Normen und Verhaltensweisen aufeinander prallen. Drohungen und Sanktionen greifen nicht mehr oder sind unangemessen. Was jetzt übrig bleibt, ist die Beziehung – und die gemeinsame Kommunikation.Da in der Pubertät Identitätsfragen und Trennungsthemen unbewusst mitschwingen, sind die Gefühle aller Beteiligten stark und hoch ambivalent. Zwiegespräche ermöglichen zuweilen den Weg zu einem gegenseitigen Verständnis bzw. Respekt, wenn man dasselbe entgegen gebracht bekommt.
  • Führungskraft und Mitarbeiter
    Das braucht natürlich einen Vorgesetzten, der sich nicht hinter seiner hierarchisch übergeordneten Rolle verstecken muss. Und es braucht einen Mitarbeiter, der bereit ist, sein Feindbild (Idiot, Menschenschinder, Technokrat) mal eine Weile auf die Seite zu stellen, um vielleicht zu erkennen, dass sein Chef (seine Chefin) auch ein Mensch mit Gefühlen und Empfindlichkeiten ist.
  • Mitarbeiter in einem Team.
    Zwiegespräche kann man auch verstehen als Mediationgespräch – ohne Mediator. Oder als Schlichtung ohne Schlichter. Die Funktion des Dritten und die dadurch oft eintretende Beruhigung oder Versachlichung der Parteien übernimmt bei Zwiegesprächen die feste Struktur und die Disziplin der Beteiligten, sich an diese Struktur zu halten.

Wie führt man ein Zwiegespräch?

Die Grundregeln sind einfach aber wirkungsvoll. Ich empfehle daher, sie strikt einzuhalten. Dass man Zwiegespräche „braucht“, ist ja ein Zeichen dafür, dass man das, was durch die Regeln bewirkt wird, so spontan im Gespräch nicht tun kann.

  • Mindestens einmal in der Woche eine Stunde Zeit.
    Wer im Urlaub ist, kann es auch öfter tun. Aber die Regelmäßigkeit ist wichtig. Zu oft bringt auch nichts. In den Zeiten zwischen den Gesprächen wirkt das Gesagte und Gehörte nach.
  • Einander gegenübersetzen.
    Nicht im Freien, nicht beim Spaziergang. All dies lenkt zu sehr ab und stört den intimen Raum.
  • A spricht, B hört zu.
    Jeweils zehn Minuten spricht A und B hört zu. Nach zehn Minuten Wechsel. Dann spricht B und A hört zu. In einer Stunde kommt also jeder dreimal dran mit Sprechen und Zuhören.
    Sprechen heißt, von sich sprechen. Am besten als Antwort auf die selbstgestellte Frage: „Was mich zur Zeit stark beschäftigt.“A spricht darüber, wie er sich, den anderen, die Beziehung und sein Leben erlebt. A muss nicht die ganze Zeit sprechen. Das Schweigen und Spüren, was A im Schweigen erlebt (Unruhe, Unwohlsein, Druck, Ruhe, Orientierungslosigkeit) kann A äußern.B hört zu. B überlegt also nicht, was er darauf erwidern könnte. B denkt nicht darüber nach, was ihn zur Zeit stark beschäftigt. B ist beim anderen – und bei sich.
    B urteilt und wertet nach Möglichkeit nicht. B hat die innere Haltung eines Völkerkundlers, der die Ansichten und Gebräuche eines fremden Volkes kennenlernen will („Ist ja interessant!“)
  • Keine Fragen, keine Kommentare.
    Beides ist nicht erlaubt, auch keine nonverbalen Kommentare wie hörbares Ausatmen, Augenverdrehen, Kopfschütteln.
    Das ist überhaupt das Heilsame der Struktur der Zwiegespräche, das mir immer wieder berichtet wird. Jeder kann sprechen ohne unterbrochen, kritisiert, angegriffen zu werden. Und jeder darf zuhören, ohne gleich eine Meinung dazu haben zu müssen.
  • Jeder spricht, worüber er/sie sprechen möchte.
    Zwiegespräche sind keine Beichte, haben keinen Offenbarungszwang. Jeder ist so offen, wie er sein möchte. Jeder ist frei in der Wahl seines Themas. Wenn A in seiner Sprechsequenz über Thema X spricht, muss B in seiner Sequenz nicht darauf antworten. Er kann es aber tun.
  • Nach dem Zwiegespräch kein Nachkommentieren.
    Am besten, man trennt sich für eine Weile, lässt das Erlebte in sich wirken, schreibt etwas auf. Ein Zwiegespräch ist ein Spiegelbild der Beziehung. Offen, unfertig, voller Möglichkeiten – ein immerwährender Prozeß. Mit einem Ziel aber ohne ein Ende.

Wie geht man mit Hindernissen um?

Aus meiner Praxis mit Klienten kommen häufig diese Fragen:

  • Was tun, wenn einer Zwiegespräche will und der andere nicht?
    Es ist nützlich, die Widerstände zu untersuchen. Dabei helfen Rationalisierungen wenig weiter („Ich rede nicht gern, ich mache lieber.“ „Was soll uns dieses Psychogelaber bringen.“) Vielmehr müssen die dahinterliegenden Ängste gespürt und geäußert werden. Die beste Form dafür wäre – paradoxerweise – ein Zwiegespräch.
    Manchmal steht hinter einer Weigerung, zumal wenn keine bessere Alternative genannt wird, bereits die indirekt geäußerte Botschaft, nichts mehr investieren zu wollen. Das kann man ansprechen.
  • Wir finden einfach keine Zeit für gemeinsame Zwiegespräche.
    Das ist eine Ausrede. Oder die besser klingende Aussage, dass einem alles andere wichtiger ist. (Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.) Wenn Sie sich das Bein brechen würden, hätten Sie auch die Zeit, ins Krankenhaus zu gehen.
  • Wir schaffen es nicht, die Zeiten einzuhalten.
    Das zeigt, wie schwer es Ihnen fällt, Grenzen zu respektieren und einzuhalten. Nehmen Sie einen Kurzzeitwecker dazu.
  • Ich kann nicht nur zuhören und unterbreche dann meinen Partner.
    Hieraus können Sie ersehen, wie schwer es Ihnen fällt, andere Meinungen und Standpunkte stehen zu lassen und dass sie wenig inneren Raum für Verschiedenheit haben. Im Zwiegespräch können Sie lernen, dass Ihre Weltsicht nur eine von Milliarden anderer ist und Sie nicht Recht haben (müssen). Wenn es nicht anders geht: Halten Sie sich den Mund zu – um sich ganz auf’s Zuhören zu konzentrieren.
  • Ich kann nicht offen sprechen, wenn mein Partner mich anschaut.
    Zwiegespräche können trotz der distanzierenden Struktur eine neue Nähe zwischen dem Paar ermöglichen. Manchmal, wenn man den Anderen vor allem als Projektionsfläche für eigene abgewehrte Gefühle braucht, kann der Anblick des Anderen – und dessen Reaktionen – für einen hinderlich sein. Probieren sie aus, sich Rücken an Rücken zu setzen.

Es ist immer dasselbe Muster.

Hinter jeder gescheiterten Beziehung steht dasselbe Muster: ein Totalverlust an emotionaler Bindung und Nähe.

Diese Entfremdung passiert nicht über Nacht, sondern früh in den Gesprächen zwischen den Partnern. Dann werden Aufmerksamkeiten und Zärtlichkeiten weniger, dann wird der Sex weniger. Dann ist es schon ziemlich spät.

Diese emotionale Entfremdung führt oft zum Fremdgehen. Man lernt zufällig jemand kennen und die Woge an Interesse, Zuwendung und Aufmerksamkeit des anderen überrollt den Menschen, der in der Partnerschaft schon lange vor sich hintrocknet.

Die auf eine Affäre oft folgende Trennung ist somit kein spontaner Entschluss. Schon lange vorher gibt es unzählige Anzeichen, dass etwas nicht stimmt.

Kann man das Fremdgehen verhindern?

Ja und nein.

Ich habe ein eBook geschrieben mit dem Titel „Fremdgegangen – Wege aus dem Chaos“. Darin beschreibe ich auf 145 Seiten, was man tun kann, wenn der Seitensprung schon passiert ist. Und was ein Paar tun kann, dass es gar nicht so weit kommt.

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kommentar Wie geht es Ihnen mit Ihrer Kommunikation als Paar?

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

25 Kommentare

  1. Hallo Aida,
    diese Satz von Ihnen „Er würde damit so weiterleben, weil er sagt, wenn es das ist, was du brauchst und es dich glücklich macht, ist es ok für mich…“ ist die Beziehungskündigung von ihm. Er will einfach nur in Ruhe gelassen werden – vor allem von Ihnen. „Denn ich habe das Gefühl, er hört und sieht mich immer weniger. Wenn ich versuche mit ihm zu reden und ihm meine Gefühle sage, lässt er mich jetzt sogar stehen weil gerade keine Zeit dafür ist oder lässt einen saloppen Spruch los.“ Wie viele Zeichen brauchen Sie noch?
    Ob eine Trennung auf Probe etwas bringt, kann ich nicht sagen. Aber habenSie nicht etwas Besseres verdient als einen Mann erst schocken zu müssen, damit er Ihnen zuhört und auf Sie eingeht?
    PS: Mehr auf sich zu achten lernt man am besten in einer guten tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.

  2. Aida sagt

    Eine weitere Frage habe ich noch… Denken Sie, eine räumliche vorübergehende Trennung würde uns weiterbringen? Ich schätze oder hoffe, er würde dadurch eventuell mal aufwachen. Denn ich habe das Gefühl, er hört und sieht mich immer weniger. Wenn ich versuche mit ihm zu reden und ihm meine Gefühle sage, lässt er mich jetzt sogar stehen weil gerade keine Zeit dafür ist oder lässt einen saloppen Spruch los.
    Ich kann nicht damit umgehen, so halbherzig zusammen zu sein. Ich würde ihm mit einer räumlichen Trennung sehr verletzen schon wegen unseres Kindes aber ich sehe das als Rettungsversuch oder ist so eine Pause zum scheitern verurteilt?

  3. Aida sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,
    Herzlichen Dank für Ihre Antwort und Ihre Ratschläge. Ich befürchte jedoch, dass es nach hinten los gehen könnte wenn ich mich um mein eigenes Leben kümmere oder er würde damit so weiterleben weil er sagt wenn es das ist was du brauchst und es dich glücklich macht, ist es ok für mich…
    Wo könnte man mir dabei helfen zu lernen, mehr auf mich zu achten?

  4. Hallo Aida,
    ich habe mal einen Artikel hier auf dem Blog geschrieben: „Was Sie nicht zugeben, können Sie nicht ändern.
    Natürlich hat Ihr Mann große Probleme. Drei Jobs, Tod der Mutter und schlimme Kindheitserfahrungen. Aber er macht tapfer weiter, anstatt sich Hilfe zu holen. Manche Menschen müssen eben erst richtig gegen die Wand laufen (Burnout, Partner trennt sich etc.) bis sie merken: „Oha, so geht’s nicht weiter.“
    Ihr Mann gehört dazu.
    Er hat einen zu großen Selbstanspruch, alles allein bewältigen zu müssen, nie schwach zu sein. Insofern wäre eine Paartherapie als Einstieg sicher gut. Vielleicht wäre aber eine Einzeltherapie noch besser. Das wird er natürlich noch weniger einsehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt.

    Aber um Sie mache ich mir auch sorgen. Wie die Co-Abhängige Partnerin des Alkoholikers stützen Sie das ganze System mit. Erkennen zwar die Probleme, aber stablisieren es mit, indem Sie die Löcher stopfen.
    Da man andere Menschen nicht motivieren oder ändern kann, bleiben nur Sie, wenn sich etwas ändern soll.
    Sie könnten sich auch Hilfe holen, um zu lernen, sich besser abzugrenzen, mehr Ihr eigenen Leben zu führen, wenn es gemeinsam mit ihm schon nicht geht. Also besser für Sie selbst sorgen.
    Das wird nach einer Weile Ihr Mann merken und vielleicht ändert er dann auch etwas. Wenn einer nicht mehr das gemeinsame Muster unterstützt, also Sie, verändert sich immer das ganze Zusammenspiel.

  5. Aida sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    Mein Mann und ich sind nun im 10. Jahr der Beziehung, wir haben vor ca 4 Jahren geheiratet und wir haben einen 19 Monate jungen Sohn. Vor der Geburt haben wir uns prima verstanden, allerdings hat es da schon angefangen dass wir bzw er sich immer mehr von Freunden zurück gezogen hat und kaum noch etwas unternehmen wollte. Heute streiten wir ununterbrochen und das meistens wegen Kleinigkeiten.

    Vor etwa 3 Wochen ist nach einem Streit die „Bombe geplatzt“. Er hat geweint und gesagt, was ihn bedrückt und überfordert und dass er keinen Antrieb hat für irgendwas und es ihm leid tut, dass er zuhause gar nichts mehr macht und mich bei nichts unterstützt und dass ich ihm bitte helfen soll sich zu ändern. Ich erwarte nicht von ihm, dass er putzt aber ich erwarte dass er nicht auch noch nörgelt weil die Wohnung nicht mehr jeden Tag so blitzeblank ist wie als wir kinderlos waren.

    In diesem Gespräch habe ich ihn zum zweiten Mal um eine ehetherapie gebeten, die er wieder abgelehnt hat weil er der Meinung ist, dass wir das nicht brauchen. Er glaubt nicht daran dass jemand fremdes uns helfen kann, sagt er immer. Ich habe ihn klar gemacht dass ich hinter ihm stehe wenn er den job wechseln möchte und das sollte, da der ihn so unglücklich macht. Doch erst meint er das geht nicht weil er die Verantwortung für uns trägt und dann meint er der Job ist nicht so schlimm. Am nächsten Tag haben wir nochmal geredet und ich habe mich getraut ihm meine Vermutung zu sagen, dass ich denke dass er in einer Depression steckt. Er will das aber nicht so ernst sehen, hab ich das Gefühl. Nichts ist besser geworden, in Gegenteil wir haben heute wieder so sehr gestritten dass ich am Ende gesagt habe dass ich so nicht mehr kann und er soll sich was überlegen so lange er mit unserem Kind raus ist.

    Ich will für ihn da sein und ich tue und versuche alles alleine zu stemmen damit er sich entlastet fühlt aber nichts ist gut genug, er findet immer irgendwas das nicht passt. Und ich schaffe es nicht mir gefallen zu lassen, respektlos oder in einem unpassenden Ton mit mir zu reden. Dabei wird er meistens nicht laut aber dafür sehr angreifend und verletzend und Ich habe den Fehler laut zu reagieren aber bleibe überwiegend bei der Sache. Unseren beiden Familien ist auch aufgefallen, dass er sehr extrem geworden ist in der Hinsicht sich viel zu sehr über Kleinigkeiten aufzuregen und hineinzusteigern und alles immer perfekt sein muss. Wobei er da in Hinsicht auf den Haushalt es schon besser hinnimmt als vor ein paar Monaten.

    Ich verstehe nicht warum er unser Leben nicht genießen kann mit seinen Höhen und tiefen wie es eben ist, warum kann er sich nicht glücklich schätzen was wir haben. Wir lieben uns über alles aber wir kommen überhaupt nicht mehr miteinander aus. Wir möchten nicht, dass unser Sohn unter unseren Streitereien leidet und wir möchten uns aber auch nicht trennen (wir kennen den Schmerz wir sind beide „Scheidungskinder) wobei ich darüber nachdenke ob es sinnvoller wäre aber mein Herz liebt ihn zu sehr. Ich habe ihm auch von meinen Ängsten und Gedanken erzählt, er meint dann immer wir schaffen das. Es hält 2 Tage und in der nächsten Stress Situation ist alles wie weggeblasen.

    Ich bin glücklich darüber ihn zu haben und mit ihm eine Familie zu haben aber andererseits bin ich so sehr unglücklich, unerfüllt und sehne mich danach als Frau gesehen und behandelt zu werden. Ich habe kaum noch Lust auf Sex mit ihm (weil wir ständig streiten?) obwohl ich mich nach ihm sehne. Darunter leidet er auch sehr und beschwert sich regelmäßig. Ich nehme immer mehr ab obwohl ich schon sehr schlank bin. Ich schlafe sehr schlecht und ich fühle mich extrem einsam. Ich habe auch das Gefühl dass er nur noch unser Kind sieht und ich einfach nur noch funktionieren muss. Wir unternehmen nichts mit Freunden oder zu zweit sondern alles dreht sich nur noch um Arbeit, Haushalt ab und an Familie besuchen.

    Nach einem riesigen Streit waren wir einmal zu zweit aus und haben uns vorgenommen das regelmäßig zu tun weil er endlich auch erkannt hat, dass wir das brauchen und uns gut tut aber das hat er schnell wieder vergessen; er hat nie Zeit dafür und ist zu müde (er arbeitet voll plus Nebenjob zwei mal wöchentlich), und will die Zeit mit uns/unserem Sohn verbringen. Ich würde mir wünschen dass er auch mal auf mich zugeht und mich ausführt so wie ich ihn kennengelernt habe. Ein häuslicher aber auch ein geselliger und unternehmensfreudiger Mensch.

    Nach einem Streit gehe immer ich auf ihn zu und suche ein klärendes Gespräch, er tut so als wäre nichts passiert und ist total lieb so lange sich sein schlechtes Gewissen wieder legt habe ich immer das Gefühl oder wir leben beide schweigend und beleidigt nebeneinander her, bis ich auf ihn zugehe weil ich es für sinnlos erachte besonders unserem Kind gegenüber.
    Er ist eigentlich ein sehr herzlicher, gutmütiger und geselliger Mensch. Ich glaube wir sind beide ziemlich überfordert und ich glaube er hätte vieles zu verarbeiten, den plötzlichen Tod seiner Mutter (2012) und auch viele unschöne Kindheitserinnerungen… wir reiten uns immer tiefer in diese Beziehungskillende Lage. Ich will nicht dass unsere Familie kaputt und auseinander geht aber so hat es keine Zukunft…

    Haben Sie einen Rat? Oder wie kann ich ihn doch davon überzeugen dass uns eine Paartherapie helfen könnte?

  6. Nicht mit jedem Menschen, den man liebt, kann man auch gut zusammenleben. Ich finde, Sie haben lange genug zugesehen und wissen, dass Ihr Partner sich nicht ändern wird.
    Das heißt, Sie müssen sich entweder damit abfinden und ihn mit seinen Lügereien ertragen – oder sich trennen.
    Manchmal hilft auch als letzte Warnung eine Trennung auf Probe verbunden mit einem Ultimatum.

  7. Daisy sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann!
    Ich habe folgendes Problem mit meinem lebensgefährten:
    Wir sind seit ca 7 Jahren ein paar, vor drei jahren kam unsere tochter zur welt.
    Trotz der „neuen“ verantwortung mit kind arbeitet er einfach nicht an seinen psychischen problemen, obwohl er mir seit ca 6 jahren verspricht/erzählt in eine therapie gehen zu wollen ( wir sind beide borderliner, lernten uns in einer psychosomatischen klinik kennen u ich bin seitdem immer wieder in gesprächstherapien um an mir zu arbeiten).

    Soweit wäre alles schön. Wir lieben uns sehr und versuchen auch miteinander zu kommunizieren, was jedoch grundsätzlich nach streitigkeiten meine aufgabe ist.( Obwohl er sogar die frechheit besitzt mich einfach im gespräch stehen zu lassen u dann meist die gesamte nacht irgendwo im freien verbringt..er lässt nat. nichts v sich hören, reagiert weder auf anrufe noch auf sms, was ich schon allein wg der kleinen unverantwortlich u auch albern finde. Wenn er dann wieder auftaucht kommt auch nichts v seiner seite, wäre ich nicht immer vorsichtig auf ihn eingegangen wären wir schon nach den ersten beiden streits getrennt)
    Er „bestraft“ mich dann mit Ignoranz und verdreht regelrecht die tatsachen.
    Oft schon hatten wir den fall dass ich dachte, ich halte es nicht mehr aus u hsbe keine kraft mehr ihm dies u jenes nochmals zu erklären u habe ihm mitgeteilt dass es besser wäre, ich würde mit unserer tochter ausziehen, bis er endlich aufwacht. Selbst daraufhin kommt nur ein „Ja, dann musst du das halt machen“.
    Er lügt wg kleinigkeiten, obwohl er weiss dass ich d wahrheit längst kenne (bezogen auf rechnungen oder irgendwelche termine zu denen er nicht erscheint, mir aber versichert er wäre dort gewesen etc.), darauf angesprochen weiss er selbst nicht weshalb er so reagiert, angeblich.
    Ich kann ihm also nicht mal bei lapidaren angelegenheiten vertrauen (wobei ich ihm nie zutrsuen würde dass er mich betrügt).
    Ich weiss nicht wie es weitergehen soll… Wir lieben uns beide, aber dieses verhalten ist so unglaublich kräfteraubend

  8. Hallo,
    Sie können Ihren Konflikt lösen, aber es wird Sie etwas kosten.
    1. Sie müssen dazu Ihren Perfektionismus zähmen. Nicht alles im Leben läuft perfekt und eine Stieffamilie ist nicht weniger wert wie eine „echte“ Familie. Nur für Perfektionisten macht das einen bedeutsamen Unterschied.
    2. Sie müssen anerkennen, dass es im Leben Grenzen gibt.
    Dank der modernen Medizin können zwar auch zwei 42-jährige noch ein Kind bekommen, (sogar zwei 52-jährige) ob es aber ratsam ist, ist eine ganz andere Frage. Ratsam für Sie, Ihren Achtjährigen und das mögliche Kind.

    „Wie kann ich diesen Konflikt nur lösen – und für alle – auch für mich – verträglich ist??“ Da ist er wieder der Perfektionismus. Für alle verträglich, so daß möglichst keiner einen Preis zahlen muss. Ihr Mann hat Ihnen klar gemacht, dass für ihn der Preis zu hoch wäre. Jetzt liegt es an Ihnen.

    „Es ist nicht einmal so, dass ich sage, dass ein Kind partout dazugehören muss, sondern einfach, dass er mir das Gefühl gibt, dass es noch möglich sei und er es sich auch von mir wünscht.“ Dieser Wunsch klingt mir stark nach einem zusätzlichen Liebesbeweis, den Sie Ihrem Mann da abfordern. Vielleicht um ihn stärker an Sie zu binden, das ist aber keine gute Idee.

    Alles Gute für sie.

  9. Naturliebhaberin sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,
    ich habe einen inneren Konflikt, den ich einfach nicht lösen kann und der meine Beziehung zunehmend gefährdet, da er sich überall ein Ventil sucht und mein Verhalten – auch für mich -unberechenbar macht. Ich erkenne mich manchmal selbst nicht wieder. Ich erbitte mir einen Rat von Ihnen.
    Hintergründe:
    Mit 42 Jahren habe ich im letzten Sommer in meiner alten Heimat einen gleichalten Mann – den ich bereits aus der Schulzeit kannte, getroffen. Wir haben uns gesehen und sofort ineinander verliebt. Es folgten Liebesrauschwochen und trotz einer überaus anstrengenden Ausbildung meinerseits und Wochenendbeziehung, konnte sich die Beziehung soweit festigen, dass ich direkt am Ende meiner Ausbildung im darauffolgenden Frühjahr meine Sachen in Berlin packte und zurück aufs Land in meine Heimat zu ihm in sein Haus aufs Dorf zog.
    Niemals hatte ich gedacht, dass ich mich noch einmal so sehr in einen Mann verlieben kann und zwar auf Gegenseitigkeit – ich liebe ihn so sehr und vertraue wie ich noch nie einem Mann vertraut habe. Er ist einfach ein sehr umgänglicher Mann und er hat alles, was ich mir jemals erträumte. Und ich weiß, dass ich so etwas wohl nie in meinem Leben wieder erleben werde. Unsere Lebenswege sind trotz ähnlicher Wurzeln sehr unterschiedlich. Ich habe einen akademischen Titel, er ist Handwerker – er hat früh geheiratet und hat bis sich seine Frau von ihm vor zwei Jahren trennte, über 15 Jahre in einer festen Partnerschaft gelebt. Er hat zwei Kinder. Er ist nie aus seiner/ unserer Heimat weggekommen. Ich dagegen habe 20 Jahre in Berlin gelebt, hatte viele unterschiedliche Beziehungen- fast immer alleine gelebt, habe einen Sohn (8 Jahre) ohne Partner großgezogen.

    Zu meinem Konflikt:
    Im letzten Jahr – als es um unsere weitere Planung ging und um das Zusammenziehen- offenbarte ich ihm meinen Kinderwunsch. Er sagte zu mir, dass er es sich durchaus vorstellen könne, obwohl er mit dem Kinderwunsch eigentlich abgeschlossen habe. Die Sterilisation könne rückgängig gemacht werden oder man könne auch ein Kind adoptieren.
    Einige Wochen, nachdem ich bei ihm eingezogen war, offenbarte er mir, dass für ihn ein weiteres Kind nicht mehr in Frage komme. Er führte 1000 übliche Gründe auf, u.a. er fühle sich zu alt und nicht mehr in der Lage dazu. Ich habe versucht, mich mit dem Gedanken anzufreunden, aber auch weiterhin über den Sommer gehofft, dass er seine Meinung ändert. Doch da in meinem Alter die Uhr nun wirklich tickt, bin ich zunehmend ungeduldig. Unsere Konflikte beruhen vor allem darauf. Im letzten Streit hat er mir ganz konkret, laut und direkt gesagt “ DU bekommst von mir niemals ein Kind! Dieser Satz hat bei mir alles zum Absterben gebracht. Ich habe keine Lust mehr mit ihm zu schlafen, ich bin lustlos und unmotiviert auch in anderen Sachen, ich will nichts mehr in den Garten investieren (es ist ja sein Haus und sein Garten), mache nur noch die aller nötigste Hausarbeit. Zur Zeit bin ich noch ohne Arbeit, er ist von halb sieben bis halb sechs zur Arbeit. ES ist alles so ganz anders hier und in so manchen Stunden wünschte ich, ich wäre nicht hierher gezogen, dann hätte ich zumindest alle meine Freunde noch, und keinen Mann, der mich immer daran erinnert, dass er mir auf gar keinen Fall das schenken wird/will, was ich mir so sehnlichst von ihm wünsche. Es schmerzt täglich – körperlich wie seelisch. Ich wünsche es von mir, weil er einfach ein so unglaublich toller Mann ist und ich ihn so sehr liebe! ES schmerzt mich täglich, es tut sooo weh und das seit fast einem dreiviertel Jahr. Ich wünschte mir eine echte Familie, in der alle durch ein gemeinsames Kind verknüpft werden, nicht nur eine Stieffamilie. Ich stellte mir uns im Alter vor, mit Enkeln, auch mit unseren Enkeln. Dieses Bild kann ich nicht mehr sehen. ES tut alles nur weh. Ich fühle mich in einer absoluten Zwangslage, da ich meinem Sohn nicht noch einen Wechsel/ Umzug und Beziehungsabbrüche zumuten will und kann! Wenn mein Sohn nicht wäre, wäre ich schon längst weg, um den immerwährenden Schmerzen zu entgehen.

    Wie kann ich diesen Konflikt nur lösen – und für alle – auch für mich – verträglich ist??? Es ist nicht einmal so, dass ich sage, dass ein Kind partout dazugehören muss, sondern einfach, dass er mir das Gefühl gibt, dass es noch möglich sei und er es sich auch von mir wünscht

  10. Hallo Nadja,
    ich denke, Sie wissen selbst, dass die Beziehung nie eine war und nicht werden wird. Sie wird getragen von Ihrer Geduld und Ihren Illusionen, mit einem beziehungsgestörten Mann eine Partnerschaft hinzukriegen.
    Trennen Sie sich und überlegen Sie sich, evtl. selbst eine tiefenpsychologische Therapie zu machen, um herauszufinden, was es mit Ihnen zu tun hat, dass Sie so etwas acht (!) Jahre lang mit machen und Ihre Verlassensängste zu erforschen.

  11. Nadja sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    ich brauche dringend Ihre Einschätzung. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

    Mein Mann und ich sind vor 8 Jahren zusammen gekommen. Damals wohnte er bei seinem Vater. Schon nach einer Woche waren wir unzertrennlich und ich zog bei Ihnen ein. Nach einem Monat nahmen wir uns schon unsere erste gemeinsame Wohnung. Da ich für meinen damaligen Exfreund gebürgt hatte, brachte ich viele Schulden mit in diese neue Beziehung.

    Schon nach diesem Monat war irgendwie nicht alles in Ordnung zwischen uns. Er spielte oft Computer und wir hatten immer weniger Sex. Einmal sprang er wärend des Aktes auf und schrie: Ich habe kein Bock mit Dir zu schlafen.

    Nach 3 Jahren fing ich an von Hochzeit etc zu reden und wir heirateten dann auch. Es war eine Traumhochzeit.

    Doch zwischen uns veränderte sich nichts. Er spielte nur noch Computer, ich war immer einsamer.

    In unseren Urlauben fuhren wir immer auf eine kleine Nordseeinsel zum Entspannen.
    (Im Urlaub haben wir uns immer sehr gut verstanden, aber Sex gab es da auch nie)

    Mir kam die Idee dorthin mit ihm „Auszuwandern“ neu anzufangen. Ich hatte die Hoffnung alles wird wieder gut. Wir finden viele Freunde und verbringen viel Zeit zusammen.

    Und tatsächlich, wir machten das.

    Seitdem ist es schlimmer als je zuvor. Die ersten 6 Monate sahen wir uns nur am Wochenende. Da er von seiner neuen Firma am Festland eingearbeitet werden musste.

    Dann als er dauerhaft zu mir auf die Insel kam, nahm er jedes Fest mit. (Und davon haben wir viele hier) Er trank jedesmal extrem viel. Ließ mich Stundenlang alleine stehen, oder ging direkt alleine dahin. Wenn er getrunken hatte wurde er beleidigend und aggressiv. Er hat mich aber nie geschlagen!

    Wir gingen in einem Verein und mit einer Vereinskameradin verstand er sich sehr gut. Er schüttete sein Herz bei Ihr aus und ging immer mit Ihr feiern. Ich bat ihm das zu unterlassen, weil diese Person auch sehr schlecht über mich auf der Insel redete, aber er unterließ es nicht.

    Letztes Jahr rastete ich total aus, als er Stundenlang mit ihr was trinken war. Ich packte am nächsten Tag meine kompletten Sachen und er ging mit ihr feiern.

    Tage später zog ich wieder ein, weil er mir so fehlte. Ich bat ihm mit mir hier weg zu gehen, weil sie mir zig mal am Tag über den Weg läuft. Unsere Familie so weit weg ist und ich so einsam bin. Aber er will hier bleiben. Er hat hier seinen Traumjob gefunden.

    Ich bin so verdammt einsam. Eigentlich glaube ich, dass es keinen Sinn mehr macht. Aber ich schaffe diesen Absprung nicht.

    Was soll ich bloß machen?

    Liebe Grüße

    Nadja

  12. Liebe Tina,
    Ihr Mann ist wohl noch ein Patriarch aus alten Tagen, deshalb verträgt er Ihre Karriere nicht und muss sich mit Fremdgehen entschädigen.

    Warum schaffen Sie den Absprung nicht?
    Vielleicht weil Sie Ihren Mann idealisieren (vor allem, wenn Sie eine Vatertochter sind) oder weil Sie etwas liebessüchtig sind. Siehe dazu den Artikel auf meinem Blog.

    Wenn Sie Schlafstörungen haben und krank werden, ist es ein ernster Konflikt, den Sie unbedingt lösen sollten.
    Wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen dabei.

  13. Tina sagt

    Lieber Herr Kopp-Wichmann,
    Ihre Seite mit den 12 Punkten bei Beziehungsproblemen lese ich seit Monaten immer wieder durch, ohne sie meinem Partner gezeigt zu haben, da ich weiß, dass dieser ausrasten würde. Darf ich Sie um Ihre Meinung bitten?

    Er ist und war meine große Liebe. Wir sind seit 21 Jahren verh. und haben zwei fast erwachsene Kinder. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und ich war bis vor ein paar Jahren eine ganz „normal-arbeitende“ Frau. Ich habe vor 10 Jahren ein Studium gemacht, habe einen akademischen Titel (er nicht, was mir auch egal ist) und bin nun oft in den Medien.
    Seither geht es mit unserer Beziehung bergab, er hatte (oder hat immer noch?) Frauengeschichten und findet, mir wäre es zu Kopf gestiegen (was mein Freundeskreis überhaupt nicht bestätigen kann). Seine Untreue hat mich zutiefst verletzt, das Vertrauen ist dahin. Eine erzwungene Partnertherapie hat nicht gefruchtet.

    Er meint, dass die Liebe, die man vor 20 Jahren füreinander empfunden hat, mit heute nicht mehr vergleichen kann. Man müsse sich halt arrangieren… Zuhause ist er kaum (Arbeit und Hobby sind wichtiger). Gespräche finden keine mehr statt. Sexualität ist bei mir eingeschlafen (seine Berührungen empfinde ich als sehr unangenehm).

    Ich habe seit einiger Zeit nun einen Freund, der mich über alles liebt und voll zu mir steht. Ich müsste nur meinen Mann um eine Trennung bitten. Doch ich schaff es einfach nicht. Irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, meinen größten Fehler zu begehen (ich meinte ja, er sei meine große Liebe), manchmal ist er lieb zu mir, was mich erst recht irritiert.

    Ich bin total zerrissen. Mit meinem Freund kann ich über alles reden, wir haben dieselben Interessen und Wertvorstellungen, und und und….

    Doch warum schaff ich den Absprung nicht?
    Ich kann nicht mehr ohne Medikamente schlafen, habe schlimmere Krankheiten bekommen,… alles Signale, etwas ändern zu müssen – und ich tu es nicht. Warum nur?

    Was denken Sie dazu?
    Danke für Ihre wertvolle Meinung!
    Mit lieben Grüßen
    Tina

  14. Hallo Hans,
    dazu müssten Sie erst einmal mit ihr gemeinsam die Gründe für ihre Ablehnung herausfinden. Psychoquatsch? Bringt nichts? Könnten Konflikte auftauchen?
    Meist ist es eine Angst, die Menschen abhält, etwas Neues auszuprobieren. Offensichtlich sind Sie mit einigen Aspekten Ihrer Beziehung unzufrieden? Und Ihre Partnerin ist mir allem superzufrieden? Schwer zu glauben.

    Aber Ihre Lage ist nicht einfach. Wenn jemand nicht will, kann man ihn nicht zwingen. Aber Sie können natürlich, abgestuft, Konsequenzen ankündigen und ziehen.

    Danke für Ihre Frage.

  15. Hans sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    wie kann ich mich verhalten, wenn sich meine Partnerin nicht oder nur schlecht öffnen kann? Ich habe ihr diesen Artikel vorgelesen und sie ist nicht wirklich interessiert, das zu tun. Es gibt so viele Dinge, über die ich gerne mit ihr reden würde. Das habe ich ihr auch schon gesagt. Nun bin ich ratlos. Können Sie helfen?

    Eine weitere Frage. Helfen Ratgeber wie zum Beispiel ihr Blog oder ein Buch von David Schnarch? Ich erlerne darin Vorgehensweisen oder Tools, die aber nur dann funktionieren, wenn der Partner mitmacht. Aber wenn er mitmachen würde, brächte ich diese Tools ja nicht… Auch hier bin ich ratlos. Haben Sie auch hier einen Rat?

    Danke & Gruß,
    Hans

  16. Michael sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,
    ich hab diesen Beitrag gelesen und auch meiner Partnerin empfohlen.

    Wir würden das gerne probieren, leben aber zur Zeit in einer Fernbeziehung (Düsseldorf-Barcelona).

    Ist es möglich Zwiegespräche oder besser empfehlenswert auch über z.B. Skype mit Webcam zu führen?

    Gruß

    Michael Rutta

  17. Monika Faatz sagt

    Sehr geehrter Herr Kopp-Wichmann,
    danke für diese interessante website.
    Selber führe ich seit drei Jahren mit meinem Mann Zwiegespräche, regelmäßig einmal in der Woche, wie sich das gehört. Und ich lehre die Zwiegesprächsmethode an der Familienbildungsstätte in Bergisch Gladbach. Morgen abend habe ich wieder einen Vortrag mit Übung.
    Sie beschreiben das Geschehen sehr anschaulich, möchte sagen, knackig.
    Paare die etwas auf sich halten, führen die Zwiegespräche ein ganzes Leben lang, in guten wie in schlechten Zeiten. Tja, es stimmt, es ist wie mit dem gesunden Essen und dem Fitnessstudio, man tut es oft erst, wenn es einem schlecht geht. Sie schreiben , Zwiegespräche seien gefährlich: ich erkläre das mit Glücksangst und Verlustangst. Glücksangst heißt, viele haben glaube ich nicht die Erlaubnis glücklich zu sein und deshalb wird auch den Zwiegesprächen wie dem Sport usw. ausgewichen, es tut uns gut und tja, dann hören wir damit auf, weil…
    Deshalb ist es auch so bereichernd wenn ein Barak Obama sagt: Yes, we can und we need a change.
    Danke für diesen belebenden Artikel, weiterhin viel Erfolg und vor allem Freude bei Ihrer Arbeit.
    Herzliche Grüße
    Monika Faatz
    PS.: führen Sie selber Zwiegespräche mit Ihrer Frau?

  18. Noch ein Nachtrag aus einem Artikel von John Gottman aus Harvard Businessmanager
    Heft 02, Jahrgang: 2008, S. 92-98 über das Geheimnis erfolgreicher Beziehungen.

    Im Gespräch mit dem angesehenen Paarpsychologen John Gottman erfährt man einiges über erfolgreiche Beziehungen zwischen Mann und Frau. Die Übertragung auf ein erfolgreiches Miteinander im Unternehmen scheint allerdings etwas erzwungen. Trotzdem sind die Erkenntnisse sicherlich hilfreich, denn zufriedene private Beziehungen bedeuten sicherlich auch bessere berufliche Ergebnisse. Hier dessen Kernthesen:

    * Es ist enorm wichtig, häufiger „Ja“ als „Nein“ zueinander zu sagen.
    * Männer müssen bereit sein, die Macht mit ihrer Frau zu teilen.
    * Eine konfliktfreie Beziehung ist nicht automatisch eine glückliche Beziehung.
    * Bei den meisten Affären geht es nicht um Sex, sondern um Freundschaft und Anerkennung.
    * Je länger Menschen zusammen sind, desto mehr kehren Liebenswürdigkeit und Güte zurück.
    * Am wichtigsten ist es, Respekt und Zuneigung füreinander zu zeigen.
    * Männer müssen die zornige Seite ihrer Frau akzeptieren.
    * Kritik, ständige Abwehrhaltung, Ausweichtaktiken und Geringschätzung sind ein Garant für das Scheitern einer Beziehung.

    Fazit: Ein hochinteressanter Artikel, für alle die ihre Beziehungen verbessern wollen.

  19. Hallo Manfred,
    ja, natürlich sind Zwiegespräche meist das kleinere Übel, wenn man wissen will, wie und was der Partner wirklich denkt und fühlt. Aber viele Paare leben hier auch lieber in einer Scheinwelt.

  20. Manfred sagt

    Hallo Roland !

    In deinem Kommentar stecken m. E. zwei bemerkenswerte Thesen:

    1. „Zwiegespräche sind nicht komfortabel“

    Dazu kann ich wenig beitragen…Ich kenne eher die Alternative – und gerade DIESE war besonders wenig „komfortabel“…

    2. „Zwiegespräche sind gefährlich“

    Ja, dem stimme ich unter dem von dir genannten Aspekt zu. Ich stelle mir dann aber die (nicht moralisierend gemeinten) Fragen:
    Was ist eine Partnerschaft wert, die die Atmosphäre und Ehrlichkeit des Zwiegespräches nicht erträgt ?
    Steckte eine solche Beziehung nicht schon längst in der Krise ? Und hätte sie nicht schon längst des Zwiegespräches bedurft ?

    Ferner: Wie passt es zusammen, dass Zwiegespräche in der Beziehungskrise ein Heilmittel sind, in der Beziehungsharmonie jedoch eine Gefahrenquelle ? Die Antwort hierauf (und die Auflösung des Widerspruchs) könnte sich aus der Bejahung der vorstehend letzten beiden Fragen ergeben…

  21. Hallo Manfred,
    ich bin völlig Deiner Meinung. Auch was die präventive Wirkung von Zwiegesprächen angeht. Doch bin ich skeptisch, dass es viele Paare so vorbeugend benutzen werden. Da ist es wie mit dem gesunden Essen oder der Bewegung. Bevor es nicht arg wehtut, sind wir Menschen doch schwer aus der Komfortzone herauszubringen.

    Man darf auch nicht vergessen: Zwiegespräche sind gefährlich!

    Zum einen können sie Nähe zum Partner schaffen. Zum anderen ist es schwer, wenn man den Standpunkt und die Gefühle des anderen hört und begreift, ihm weiterhin allein die Schuld für die miserable Beziehung zuzuschieben. Und vor allem: wenn beide Partner Zwiegespräche auch ehrlich genug angehen, kommt die „Wahrheit“ über die Beziehung ans Licht. Getreu diesem Buchtitel: „Ich dachte, meine Ehe sei gut, bis meine Frau mir sagte, wie sie sich fühlt.“

    Danke für Deinen Kommentar, Manfred.

  22. Manfred sagt

    Zum Kommentar von Arnulf Besser:

    Ich kann das voll unterschreiben. Die Zwiegespräche gehören m. E. in jede Ehe- und Familienberatung, darüber hinaus in die Ehevorbereitung, soweit es eine solche gibt. Was wäre es umso wertvoller gewesen, wenn das Ehegespräch, das wir vor der Heirat mit einem Priester führten, DIESEN Tipp enthalten hätte und nicht letztlich nur das, was wir schon aus dem Religionsunterricht wussten… Das Zwiegespräch hilft ja nicht nur in der Krise. Es ist bereits Prävention. M. E. sollte es von Anfang an regelmäßig und/oder nach Bedarf praktiziert werden. Es würde auch schon viel helfen, wenn die Partner wüssten, dass es dieses Mittel gibt, auf welches sie zurückgreifen können. Überdies ist es doch bedauerlich, wenn man vom Partner alles im Nachhinein erfährt, was womöglich über Jahre verborgen war.

  23. Hallo Herr Besser,
    freut mich sehr, über die positiven Nachrichten von Ihren Erfahrungen zu lesen. Ich kann mich noch gut an Sie beide erinnern – und wie skeptisch Sie anfangs waren.

    Weiterhin alles Gute – und danke für Ihren Kommentar.

  24. Arnulf Besser sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,
    in einer schweren Ehekrise als wir uns nur noch anschrien und die Türen flogen, bekam wir damals von Ihnen den Tipp mit den Zwiegesprächen. Ich war skeptisch, meine Frau war skeptisch. Was sollte dieses künstliche Format uns bringen? Andererseits, was hatten wir noch zu verlieren.

    Schon das erste Zwiegespräch war eine enorme Überraschung. Durch die Struktur fühlte sich keiner gedrängt, so schnell wie möglich zu sprechen, da man ja zehn Minuten Zeit hatte. Andererseits konnte ich auch viel besser zuhören, da ich nicht dauernd überlegt, was ich gegen das von meiner Frau Gesagte argumentieren konnte. Da ich in ihrer Zeit nicht sprechen sollte, konnte ich ruhiger zuhören.

    In der heftigen Krise machten wir die Zwiegespräche alle drei Tage. Und erfuhren Dinge voneinander, die wir in den zehn Jahren vorher nicht dem anderen mitgeteilt hatten.

    Ich bin fest überzeugt, ohne die Zwiegespräche wären wir heute nicht mehr zusammen. Herzlichen Dank nochmal.

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