Warum die Eintagsfliege keinen Burnout bekommt.

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Ich bin selten auf Kongressen. Wie ich aus den Büchern von Sylvia Löhken weiß, ist mir das als Introvertierter meistens zu viel Stress. Am laufenden Band Vorträge hören, zwischendurch einen Haufen Leute um einen herum. Messestände, wo einen die Aussteller ins Gespräch ziehen wollen. Puhhh.

Manchmal tue ich mir das aber doch an. Vor allem, wenn ich selbst zu einem Vortrag eingeladen wurde. Das tat vor einem Jahr Katharina Maehrlein und lud mich zu ihrem soul@work-Kongress am 10. März 2014 im Kloster Eberbach ein.

Bewundernswert, was Frau Maehrlein zusammen mit Heide Lensing ohne Budget da auf die Beine gestellt hat. Tolle Location im Kloster, prima Catering, alles perfekt organisiert.
Neben den Hauptvorträgen im Plenum gab es immer fünf Vorträge parallel. Da fiel mir die Auswahl zuweilen schwer. Hier meine Eindrücke von den Veranstaltungen, die ich besucht habe.

Im Eröffnungsvortrag sprach Walter Kohl, sprach über das Thema „Sind Gefühle peinlich?“

Natürlich weiß man schon die Antwort bei so einer Frage. Aber Herr Kohl sprach doch sehr persönlich über seine Lebenskrise, die ausgelöst wurde durch den Parteispendenskandal des Vaters und den Selbstmord der Mutter – alles im selben Jahr.

Sein Vortrag war rhetorisch nicht brillant, aber er kam menschlich gut rüber.

Martin Limbeck sprach über „Überholspur und was dann? Erfolg im Spannungsfeld zwischen Job und Privatleben.“

Ich bemühe mich ja, mich von meinen Vorurteilen nicht zu sehr beeinflussen zu lassen und ging zu der Veranstaltung mit „Deutschlands härtestem Verkaufstrainer“.

Ich war früher selbst mal in einem Strukturvertrieb als Vermögensberater tätig und kenne ein bisschen das Business. Die meist braungebrannten Herren mit dem dynamischen Händedruck und dem fixierenden Blick.

Leider erwartungsgemäß war dann auch die knappe Dreiviertelstunde mit Herrn Limbeck. Ich weiß jetzt, wie viele Porsche er hat (2) und wie viel Geld er schon 19… im Jahr verdient hat (370.000). Dass das alles nur Kompensation war, weil er beweisen wollte, dass er der Größte ist. Und dass es nicht leicht ist, von der Überholspur wieder herunter zu kommen, habe ich mitgenommen.

Danach hielt ich meinen Vortrag „Intelligenter arbeiten mit Achtsamkeit“. Da ich nicht so oft Vorträge halte und in der Vorbereitung auch die üblichen Schwierigkeiten mit Beamerkabel und Presenter-Unverträglichkeiten auftraten, war ich etwas aufgeregter als es das Thema verdiente.  Das merkte aber offensichtlich nur ich und die Teilnehmer waren gut dabei.

Mit am interessantesten war der Keynote-Vortrag von Dr. Ulrich Ott über „Selbstregulation – Schlüsselkompetenz zur Burnout-Prävention.“

Dr. Ott machte zwar alle schlimmen Powerpointfehler, die man vermeiden sollte. So präsentierte er in schnellem Tempo viele eng beschriebene Folien, die er dann auch noch vorlas.

Aber der Inhalt war gut. Wie wichtig achtsamkeitsbasierte Verfahren unser Gehirn positiv beeinflussen können. Vor allem in Bezug auf die Verarbeitung von Stressreizen aber auch wie Meditation und Achtsamkeits-Verfahren dem natürlichen Abbauprozess im Alter entgegen wirken können.

 

Prof. Lothar Seiwert kenne ich seit Jahren und habe ihn auch mal interviewt. Der Zeitmanagementpapst macht es wie die Frauenzeitschriften. Die bringen auch jedes Jahr die Botschaft unters Volk, wie man abnimmt. Nämlich mit weniger Kalorien und mehr Bewegung.

Lothar Seiwert macht dasselbe mit dem Thema Zeitmanagement. Diesmal mit dem Thema „Lass los und Du bist Meister Deiner Zeit“. Die wesentlichen Botschaften sind ja seit Jahrzehnten bekannt. Was dringend ist, ist nicht wichtig. Und was wichtig ist, ist nicht dringend. Nur dass das die meisten Leute das gern verwechseln.

Dass man in sein Lebensglas die großen Steine zuerst reinlegen soll, weil sonst kein Platz mehr dafür ist. Und dass To-do-Listen die Angewohnheit haben, nicht für mehr Zeit zu sorgen.

Der vielfach ausgezeichnete Redner hat immer schon mit kleinen Demonstrationen seine Vorträge anschaulich gemacht. Hier zeigte er gar kleine Zaubertricks, schüttete Wasser in eine zusammengefaltete BILD-Zeitung, das das nicht mehr aufzufinden war. Oder zauberte während einer Geschichte von Konfuzius in einer Schale durch simples Umdrehen die doppelte Menge Reis. Und verwandelte zum Schluss den Reis – nicht in Wein – aber immerhin in Wasser.

Sehr unterhaltsam. Wobei mir aber auffiel, dass ich vor lauter Nachdenken, wie er wohl das mit dem Reis gemacht hatte, fast seine Kernbotschaften vergaß.

Klaus Grochowiak erklärte es mit seinem Old-shool-Ansatz, warum er ohne Beamer und nur mit ein zwei Flipchartblättern seinen Vortrag bestritt. Wer interessant zu erzählen weiß, braucht eben wenig Schnickschnack. Umgekehrt gilt die Logik aber nicht immer.

Der NLP-Ausbilder erzählte von „Coachingansätzen bei Konflikten am Arbeitsplatz“. Mit Beispielen aus seiner täglichen Praxis verdeutlichte er, wie unterschiedliche Motivationsstrukturen zu Konflikten führen können. Und dass bei jedem von uns frühkindliche Prägungen unser Verhalten beeinflussen.

Dr. Sylvia Löhken verdanke ich, dass ich mich nicht mehr komisch fühle, wenn ich mich auf Parties (oder Kongressen) öfter zurückziehe. Denn ich weiß durch ihre Bücher, ich bin ein typischer Intro  – und die müssen das tun.

Wenn Sie mehr über,  das Thema wissen wollen, hier mein Video mit Frau Löhken und ein Online-Test, der Ihnen klar zeigt, ob Sie ein Intro oder Extro sind.

Die Preisverleihung und den Vortrag von Pater Anselm Grün habe ich geschwänzt, weil ich nichts mehr aufnehmen konnte und gemütlich nach Hause fahren wollte.

 

Wie kann man psychischen Erkrankungen vorbeugen?

Das war das Ziel dieses Kongresses. Aus den unterschiedlichsten Perspektiven wurden dafür Wege aufgezeigt. Sucht, Burnout, Depression – psychische Erkrankungen gehören inzwischen zu den häufigsten Ursachen für Fehltage von Mitarbeitern. Und sind Grund Nummer 1 für Frühverrentungen.

An einem Kongresstag wurden präventive Maßnahmen vorgestellt, die Unternehmen und Führungskräfte umsetzen können. Es wurden auch viele erprobte Strategien gezeigt, wie sich Mitarbeiter selbst schützen können.

Ein toller Kongress mit einigen interessanten Begegnungen. Vielleicht bin ich nächstes Jahr wieder dabei. Schon mal vormerken: soul@work 2015 findet am 16. März 2015 im Kloster Eberbach statt.

 

Ach ja, die Antwort auf die Überschrift fehlt noch.

Wie man das Leben ohne Stress meistern kann, lernen wir vielleicht am besten von der Eintagsfliege.

httpv://www.youtube.com/watch?v=m3JZxev57aQ

 

kommentar Wie geht’s Ihnen auf Kongressen?

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Foto: © http://stark-wie-bambus.de

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.