Wer braucht eine NLP-Ausbildung – und wozu?

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Methoden / Persönlichkeit

Meine eigenen Erfahrungen mit NLP reichen dreißig Jahre zurück. Damals war ich in einer kleinen Gruppe, in der Gunther Schmidt und Bernhard Trenkle  Seminare mit Schülern des berühmten Hypnotherapeuten Milton Erickson organisierten, der damals aber nur Eingeweihten bekannt war.

So lernte ich als älterer Psychologiestudent (27 Jahre) fünf Jahre Hypnotherapie bei Jeff Zeig, Carol und Steve Lankton,  Steve Gilligan, Paul Carter und vielen anderen, die damals in Europa völlig unbekannt waren und mittlerweile einen großen Namen in der Szene haben.

Etwa um 1975 kursierte ein Buch herum, das „The structure of magic“ hieß, in dem zwei bis dato unbekannte Autoren, Richard Bandler und John Grinder, angeblich herausgefunden hatten, was berühmte Therapeuten so erfolgreich macht.

Sie hatten Milton Erickson, Virginia Satir u.a. bei ihrer Arbeit beobachtet und bestimmte Muster wirksamer Kommunikation erkannt und dies in eine Form gebracht, die man anderen Menschen beibringen kann – eben die Struktur der Magie.

Das Buch schlug damals bei Psychotherapeuten, die für neue Methoden offen waren, ein wie eine Bombe. Wir achteten in Gesprächen verstärkt auf die Augenbewegungen, produzierten reihenweise „moments of excellence“ und untersuchten unsere Metaprogramme.

 

gesicht_po-it_xs_vlorzor - FotoliaWas kann man von NLP heute noch lernen?

Generell geht es im NLP um drei Anwendungsbereiche der Veränderung:

  • lästige oder unerwünschte Verhaltensweisen bei sich selbst zu verändern,
  • limitierende Einstellungen und Glaubenssysteme durch passendere Einstellungen zu ersetzen
  • die Kommunikationsfähigkeit nach innen (mit sich selbst) und nach außen (mit anderen) zu verbessern.

Beim Schreiben dieses Artikels wurde mir bewusst, wie viel meines therapeutischen Hintergrunds auch heute noch auf den Grundannahmen des NLP beruht:

1. Die Bedeutung einer Kommunikation ergibt sich aus der Reaktion, die sie beim Empfänger hervorruft – nicht aus der Absicht des Senders. Der Satz war damals revolutionär. Und überraschend ist er für manche Menschen heute noch. Lädt er doch die Verantwortung für Missverständnisse nicht beim Empfänger ab, sondern der Sender muss sich an die eigene Nase fassen. Er ist dafür verantwortlich, dass seine Botschaft so kommuniziert wird, dass sie vom Empfänger verstanden wird.

2. Die Landkarte ist nicht die Landschaft.
Einer der wichtigsten Sätze, mit denen ich arbeite. Er beschreibt in kurzer Form, dass wir unsere Realität selbst erschaffen. Hier ein Blogartikel von mir …

3. Jedes Verhalten ist in irgendeinem Kontext nützlich.
Auch dieser Satz hat eine enorme Bedeutung. Widerlegt er doch die Einstellung, dass es im menschlichen Fehler, Faulheit oder Dummheit gibt. Sondern jedes Verhalten ist immer das Beste, das einem Menschen zur Verfügung steht.

4. Wenn das, was Du tust, nicht funktioniert, tu etwas anderes.
Das ist ja der Gegensatz zu „Never change a running system!“ Aber es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen dasselbe tun, obwohl es nicht das gewünschte Ergebnis bringt. Zum Beispiel, wenn sich Frauen immer in denselben Typ Mann verlieben (oder umgekehrt).

Im NLP geht es viel um das Erreichen seiner Ziele. Deshalb ist es hilfreich, bei jedem Schritt zu prüfen, ob er einen dem Ziel näher bringt.

 5. Ein neuer Begriff von Trance.
Früher war der Begriff „Hypnose“ ja etwas suspekt. Man dachte an peinliche Auftritte bei Bühnenhypnosen, an angebliche Erinnerungen während einer Reinkarnationsssitzung oder an ernste Männer in weißen Kitteln, die einen dazu bringen wollten, mit den Augen ein schwingendes Pendel zu verfolgen.

Mit Erickson und auch durch NLP wurde der Begriff der „Alltagstrance“ populär. Der erklärt, dass wir im Grunde den ganzen Tag in verschiedenen Trancezuständen sind und hypnotische Phänomene nichts Besonderes, sondern die Regel sind:

  • Freitagmorgen auf der Fahrt ins Büro bedient unser innerer Autopilot den Wagen – und wir sehen uns schon im Wochenende beim Wandern (positive Halluzination).
  • Der Chef ermahnt uns wegen eines dummen Fehlers, wir fangen an zu stottern, werden rot und fühlen uns ganz klein (spontane Altersregression).
  • Vor einer schwierigen Aufgabe warnt unser innerer Kritiker immer wieder „Das schaffst du nie. Lass es bleiben. Das wird nichts …“ Und tatsächlich, nach einer Weile verlieren wir den Mut, machen dumme Fehler und geben auf (erfolgreiche Selbsthypnose).

Hier ein erster Eindruck aus einem Vortrag von Stephan Landsiedel, wie man NLP für sich selbst nutzen kann:

httpv://www.youtube.com/watch?v=D_6kSLBVoJA

 

 

Für wen ist NLP heute nützlich?

NLP ist vor allem eine Sammlung von sehr brauchbaren Werkzeugen, das in den verschiedensten Kontexten angewendet werden kann. In der Anfangszeit war dies vor allem der therapeutische Bereich, was auch heute noch gültig ist. Viele Heilpraktiker, Mitarbeiter im Krankenhaus oder in der Pflege haben sich in NLP weitergebildet, um mit Patienten und Angehörigen besser umzugehen.

Die größte Verbreitung hat NLP im beruflichen Umfeld. Denn es kann enorm helfen, bei Gesprächen, in der Führung, im Verkauf, in Projekten, in Besprechungen oder in anderen Bereichen seine Kommunikation maßzuschneidern. Generell geht es darum:

  • Schaffung und Verfeinerung des Kommunikationsverständnisses
  • Sensibilisierung auf nonverbale und verbale Signale des Gegenübers
  • Ressourcen und Zustände bei sich selbst und beim anderen schnell aktivieren zu können
  • Besser mit Kunden, Kollegen und Mitarbeitern zu kommunizieren

Daher findet NLP heute Anwendung in so unterschiedlichen Bereichen wie  Gesundheitswesen, in Beratung und Psychotherapie, im Coaching, in der Wirtschaft, (z. B. Personalentwicklung, Führung, Verkauf), in der Persönlichkeitsentwicklung sowie in Schulen und in der Pädagogik.

Ich habe viele Jahre als Vertriebstrainer gearbeitet und war zum Beispiel immer wieder überrascht, wie sehr viele Verkäufer davon ausgehen, dass der Kunde genauso denkt und Informationen verarbeitet wie man selbst.

Ein einfaches Beispiel.

Präsentiert man einen Lösungsvorschlag, macht es einen großen Unterschied, ob man dies so formuliert, dass es dem bevorzugten Repräsentationssystem des Gegenübers entspricht, man also eine der drei Formulierungen wählt:

  • „Wie sieht dieser Vorschlag für Sie aus?“ (visuell formuliert)
  • „Wie klingt dieser Lösungsvorschlag für Sie?“ (auditiv formuliert)
  • „Wie fühlt sich dieser Vorschlag für Sie an?“ (kinästetisch, gefühlsorientiert formuliert)

Mit NLP gelingt es leichter, individuelle Strategien für die unterschiedlichsten Ziele zu entwickeln und zu optimieren. Durch einen guten Rapport kann man zum Beispiel schneller Glaubwürdigkeit und Empathie beim anderen aufbauen . Die Denk- und Entscheidungsmuster des anderen früh zu erkennen hilft, die gemeinsame Kommunikation zu verfeinern und zielgerichteter zu führen.

Auf diese Weise können Führungskräfte Zielvereinbarungen verbessern und Mitarbeitergespräche, in denen es um Problemlösung, Kritik oder Motivation geht, durch die ausgefeilten Kommunikationsansätze des NLP differenzieren und optimieren.

 

Ist NLP nicht blanke Manipulation?

nlp_gehirn_thinglass - FotoliaNLP, die Abkürzung steht für „Neurolinguistisches Programmieren“, hat zuweilen keinen guten Ruf. „Manipulation!!“ rufen einige. Und tatsächlich erhoffen sich etliche Teilnehmer von NLP-Kursen oder NLP-Ausbildungen einen schnellen Zugang zum Unbewussten ihres Gegenübers.

Dieser Vorwurf wurde in Zusammenhang mit verschiedenen NLP-Techniken immer wieder erhoben. Denn gerade Methoden, die es ermöglichen, mit dem Unbewussten des Gegenübers zu kooperieren, scheinen dieses Verdacht zu bestätigen. Und dass es vor allem Menschen aus dem Business-Bereich sind, die NLP-Kurse besuchen, scheint das Urteil zu bestätigen.

Ich sehe das eher pragmatisch.

Kommunikation ist immer Manipulation – im Sinne von Beeinflussung. Wenn Sie mir eine Frage stellen, „manipulieren“ Sie mich, Ihnen zu antworten. Wenn ich Ihre Frage nicht beantworte, falsch verstehe, mich dumm stelle, beeinflusse ich ebenso Ihre Gefühle und Gedanken.

Stephen King, jeder andere Thriller-Autor sowie jeder gute Filmregisseur sind somit Meister der Manipulation. Denn diese Menschen wissen genau, welche Mittel sie einsetzen müssen, um unsere Gefühle anzusprechen. Bei mancher Folge des „Tatorts“ im Fernsehen wünsche ich mir, der Drehbuchautor würde etwas mehr wissen, wie man Spannung beim Zuschauer manipulieren kann.

 

Wo können Sie sich über NLP informieren?

Da NLP kein geschützter Begriff ist, kann praktisch jeder NLP-Seminare und Ausbildungen anbieten. Es gilt also, genau hinzuschauen, wenn man ein seriöses Angebot sucht. Ich kann zwei Ausbildungen empfehlen.

Die eine stammt von meinem Podcast-Kollegen Hans-Jürgen Walter. Seit 1990 trainiert er v.a. Führungskräfte aus dem Mittelstand, die ihre Kommunikation wirkungsvoller gestalten wollen. Hier seine Website dazu.

Vorab können Sie sich in über siebzig Podcast-Folgen, die er produziert hat, über NLP und seinen Ansatz kostenlos informieren.

Ein weiterer renommierter Anbieter, von dem mir Teilnehmer gute Erfahrungen berichtet haben, ist Stephan Landsiedel (Werbelink). Er ist mit über 40 Standorten der größte Anbieter in Deutschland für NLP-Seminare und –Ausbildungen.

Rückblickend, ich werde im November 65 Jahre alt, gibt es zwei Ausbildungen, die mein Leben stark geprägt und positiv verändert haben.  Die eine war das HAKOMI-Training, in dem ich den Nutzen der Achtsamkeit bei Veränderungsprozessen kennenlernte. Die andere war NLP.

 

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Wenn Sie mehr Unterstützung bei Ihrem Problem möchten, lesen Sie meine Fallgeschichten:

Business-Coachings

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.